Hoch, höher, am höchsten: Hier ist in Dresden Platz für neue Wolkenkratzer
Dresden - Kaum ein Thema wurde in den letzten Jahren in Dresden so heiß diskutiert wie der Bau neuer Hochhäuser. Für Stadtsprecher Kai Schulz (44) ist Dresden damit fast ein biblischer Ort. "Den Turmbau zu Babel hätte es hier nicht gegeben", scherzte er am Montag bei der Vorstellung eines weiteren Moduls für die Planung eines Hochhausleitbildes.
Aus Platzgründen notwendig sind Hochhäuser für Dresden nicht - um zu wachsen, sei die Stadt nicht darauf angewiesen, sagt Städtebauer Christian Blum (42). Es gäbe noch genug Brachen, die bebaut werden könnten.
Hochhäuser sollen deshalb nur dort entstehen, wo sie gewünscht werden, um die Stadt zu gestalten. Seit Mai hat Blum mit seinem Team und Architekturhistoriker Christoph Schläppi (54) analysiert, welche Orte dafür infrage kommen.
Gefunden wurden fünf Fokusgebiete, die näher betrachtet werden sollen. Das erste liegt an der Weißeritz beziehungsweise Nossener Brücke. Dort könnte ein Hochhausensemble mit einer Höhe von 62 Metern entstehen.
Am Hauptbahnhof und an der Fritz-Löffler-Straße sehen die Planer ebenfalls Potenzial. In der Johannstadt müsse man darüber nachdenken, was nach den Plattenbauten kommt, hieß es.
An der Grunaer Straße und Stübelallee könnte man indes die vorhandenen Hochhäuser durch weitere ergänzen. Das fünfte potenzielle Areal für Hochhäuser liegt nördlich und südlich des S-Bahnhofs Dobritz.
Im nächsten Schritt sollen sich nun die Dresdner an der Diskussion beteiligen. Ab 7. Oktober steht dafür für zwei Wochen die E-Mail-Adresse hochhausleitbild@dresden.de zur Verfügung.
Erste Pläne von 1925: Schon vor 100 Jahren gab es die Idee für einen Hochhaus-Ring
Die Diskussionen um den Bau neuer Hochhäuser in Dresden sind kein Phänomen der Neuzeit. Bereits 1925 wurde mit einem Wettbewerb nach Ideen für ein neues Hochhaus für den "Dresdner Anzeiger" gesucht. Das sollte ungefähr dort gebaut werden, wo sich heute der Spielplatz an der Wallstraße befindet.
Unter den 215 Einsendungen finden sich Entwürfe, die auch aus dem Jahr 2019 stammen könnten. Der Hochhausturm, der am Ende den zweiten Platz belegt hat, stehe an dieser Stelle sehr glücklich und ergänze als Eckbetonung die Umfassung der Altstadt in starker Weise, hieß es im Urteil des Preisgerichts.
Das Hochhaus sei ein bewusster Gegensatz zu den historischen Türmen der Altstadt. Damals wie heute sahen Kritiker jedoch eine große Gefahr für das Stadtbild. Gebaut wurde das Hochhaus am Ende nicht.
Das gilt auch für die Idee des Dresdner Professors Adolf Muesmann aus dem gleichen Jahr, der einen Hochhaus-Ring um den barocken Stadtkern vorschlug. Die Hochhäuser sollten am Rathenauplatz, Pirnaischen Platz, Georgplatz und Dippoldiswalder Platz und Postplatz entstehen.
Ein weiterer möglicher Standort war der Vorplatz des Hauptbahnhofs.
Titelfoto: Steffen Füssel