Ausbau oder Abwanderung? Dresdner Traditionsmühle steht vor wichtiger Entscheidung

Dresden - Seit mehr als hundert Jahren prägt die ehemalige Bienert-Mühle an der Waltherstraße das Dresdner Stadtbild. Noch heute wird hier Mehl gemahlen, jetzt soll sogar massiv ausgebaut werden. Über die geplanten Maßnahmen und was die Müller am Traditionsstandort beschäftigt, informierte sich am Montag bei einem Frühstück Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU).

Die ehemalige Bienert-Mühle an der Waltherstraße.
Die ehemalige Bienert-Mühle an der Waltherstraße.  © Norbert Neumann

Die Anforderungen an Mehl-Produzenten werden immer höher. Kunden wünschen sich zunehmend nachhaltigere, aber auch spezialisiertere Produkte.

"Vor fünf Jahren haben wir 60 verschiedene Getreidequalitäten zu 40 bis 50 Mehlen und Mehlmischungen vermahlen, heute sind es 67 Qualitäten und bis zu 60 Mischungen", so Dirk Willkomm (48), Mitglied der Geschäftsleitung der Dresdener Mühle.

Dafür braucht es Kapazität. Das Unternehmen Bindewald und Guttin, zu dem die Mühle inzwischen gehört, plant deshalb 40 Millionen Euro in den Standort zu investieren.

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Hierfür befinde man sich aktuell in Gesprächen mit der Stadt, wie Erweiterungsbauten am besten mit dem historischen Gebäude zu vereinbaren seien, so Willkomm weiter.

Sachsens Ministerpräsident Kretschmer sprach vor Ort über aktuelle Probleme

Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) wurde von Bäckern und Mühlen-Mitarbeitern umringt.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) wurde von Bäckern und Mühlen-Mitarbeitern umringt.  © Norbert Neumann

Zugleich betont er aber auch, dass man ohne Einigung über einen Umzug an einen anderen Standort nachdenken müsse.

Das würde neben einem wirtschaftlichen auch einem herben Einschnitt in die Identität der Stadt gleichkommen. Schließlich hat kaum eine andere Industriellenfamilie das Dresden des 19. und 20. Jahrhunderts so geprägt wie die Mühlen-Erbauer Bienert.

Während Familienoberhaupt Gottlieb Traugott (1813-1894) vor allem im Stadtteil Plauen seine Spuren hinterlassen hat, machte sich Schwiegertochter Ida (1870-1966) als Kunstsammlerin und Mäzenin einen Namen.

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Neben dem geplanten Umbau der Mühle ging es in angeregten Gesprächen mit dem Ministerpräsidenten auch noch um die Probleme, bei denen im Gewerbe aktuell am meisten der Schuh drückt.

Die Gäste bekamen allerlei Leckereien des Backhandwerkes präsentiert.
Die Gäste bekamen allerlei Leckereien des Backhandwerkes präsentiert.  © Norbert Neumann

Immer wieder bekam Kretschmer hier zwischen Brötchen, Kaffee und Kuchen Dinge wie Bürokratie, CO2-Zertifikate, faire Bezahlung oder Schimpftiraden über eine angeblich weltfremde Politik der Grünen zu hören.

Titelfoto: Norbert Neumann

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