Hilferuf aus der Neustadt: Den Wirten gehen die Kellner aus!
Dresden - Egal ob Café, Imbiss, Lokal oder Lieferdienst - die Gastronomen des Szene-Viertels klagen händeringend über einen bedrohlichen Personal-Notstand. Der bleibt nicht ohne Folgen.
Der Kult-Imbiss "Curry & Co" in der Louisenstraße hat die Öffnungszeiten verkürzt, schließt jetzt 20.30 Uhr.
"Wir haben auch schon sonntags zugemacht. Vom 16. bis 29. August legen wir eine komplette Betriebsruhe ein. Wir schaffen es einfach nicht mehr", sagt Chefin Susanne Meyer-Götz (45)."Ich schiebe schon selbst mit meiner Schwester Wochenend- und Spätschichten, weil uns Mitarbeiter fehlen."
Auf Instagram, bei eBay-Kleinanzeigen und Facebook haben die Dresdner "Curry-Sisters" Personal gesucht - vergebens. Nun soll ein Riesenbanner an der Hausfassade Personal anlocken.
"Vor allem die 450-Euro-Jobber sind weg. Sie haben in der Pandemie keine Unterstützung vom Staat bekommen und sich deshalb krisensichere Jobs gesucht", weiß Susanne Meyer-Götz.
Schwester Simone (40) legt nach: "Außerdem fehlen die Studenten. Wer online studiert, wohnt kostensparend bei den Eltern. Selbst professionelle Jobvermittler haben nichts in petto."
Jeder siebente Mitarbeiter hat die Branche velassen
Das spürt auch Thomas Böhme (44).
Er betreibt nur 100 Meter weiter das "Bagel´s" - mittlerweile ganz allein.
"Ich suche dringend eine Aushilfe. Ich kann nur noch mittags öffnen, abends gar nicht mehr. Das Lokal bleibt zu. Ich verkaufe nur noch aus dem Fenster heraus. Anders ist das nicht zu schaffen."
Im Fenster des Feinkost-Bistros "Sapori D´Italia" klebt ein Zettel "Mitarbeiter gesucht".
"Wir brauchen Personal in der Küche, im Service und auch Fahrer", sagt Abramo Nardiello (49).
Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hat jeder Siebte die Branche verlassen - Mini-Jobber nicht mitgerechnet.
Titelfoto: Thomas Türpe