Hier ging schon Mozart durch! Barock-Portal fürs "Cäsarsche Haus" gerettet
Dresden - Seit fast zwanzig Jahren wird am Wiederaufbau des barocken Neumarkt-Viertels gebaut.
Mit dem Karree an der Schloßstraße geht das einzigartige Rekoprojekt seinem Ende entgegen. Höhepunkt dieses Ensembles: der Wiederaufbau des barocken "Cäsarschen Hauses" von 1781 an der Ecke Sporergasse/Schössergasse. Dort erwartet künftige Bewohner nun ein ganz besonderes Schmankerl.
Den Eingang des neuen "Cäsarschen Hauses" schmückt jetzt nämlich ein historisches Souvenir: Vor wenigen Tagen wurde in den Leitbau ein reich verziertes Sandsteinportal eingebaut, das einst zum Hotel de Pologne (erbaut 1753) an der Schloßstraße gehörte. Dort hatte 1789 auch Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) logiert.
Das Hotel de Pologne wurde später abgerissen. Das Portal aber wurde geborgen und überdauerte die vergangenen Jahrzehnte im Dresdner Lapidarium - bis es nun seine neue Verwendung fand.
„Das war viel Arbeit“, sagt der Bauherr, Baywobau-Chef Berndt Dietze (78). Die vier Teile des Tores mussten in der engen Schössergasse mit schwerem Gerät am Baugerüst vorbei an den Stahlbetonbau gezirkelt werden. Allein der Torbogen wiegt 1,2 Tonnen. An vorgebohrten Verankerungen an der Stahlbetonwand wurde das Hoteltor schließlich befestigt.
Gezielt hatte Dietze mit seinem Team zuvor im Lapidarium nach historischer Bausubstanz gesucht, die einst in der Nähe des "Cäsarschen Hauses" gestanden hatte. Der Sandstein-Eingang erwies sich als perfekt: Er hatte nicht nur wenige Meter weiter an der Schloßstraße die noble Herberge geschmückt.
Auch ein Tor aus der Renaissance wird in der Eingangshalle zu sehen sein
Wie beim Hotel de Pologne war höchstwahrscheinlich der Baumeister Samuel Locke (1710-1793) auch Erbauer des "Cäsarschen Hauses" (benannt nach dem Oberkriegskommissar Cäsar). Das 1945 zerstörte Gebäude soll diesen November fertig werden. Bis dahin wird ein weiteres Schmuckstück aus dem Lapidarium einen Platz in der Eingangshalle des Palais erhalten: ein Tor aus der Renaissance (16. Jahrhundert).
42 Millionen Euro beträgt die Investitionssumme. "Das Haus bleibt im Bestand der Baywobau", sagt Dietze. Die Kostbarkeiten aus dem Lapidarium aber bleiben trotz Verbauung im Eigentum der Stadt.
Das verschwundene Hotel de Pologne
Das Hotel de Pologne war seinerzeit das nobelste Gästehaus der Stadt. Auf der Reise nach Berlin stieg auch der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart vom 12. bis 17. April 1789 hier ab.
Gefielen dem Musiker weder die Frauenzimmer noch die Musikszene (eine italienische Oper bezeichnet er als "wahrhaft elend" und eine Messe in der Hofkirche als "mittelmäßig"), war der Höhepunkt seines Aufenthalts ein eigenes Konzert im Schloss, das er im Zimmer der Kurfürstin gab.
Auch der österreichische Komponist Johann Strauss (1804-'49) sowie sein gleichnamiger Sohn (1825-'99) waren jeweils 1834 und 1852 Gäste im Hotel de Pologne.
1869 wurde die Herberge zu einem Bankgebäude umgebaut, 1926 wurde es ganz abgebrochen.
Titelfoto: Marko Weissbach, www.arstempano.de