Hier gibt's noch Schnäppchen: Immer mehr Kunden im Dresdner Sozialkaufhaus

Dresden - Großes Angebot für kleine Geldbeutel: Im Trachauer Sozialkaufhaus (mit Außenstellen in Prohlis und Gorbitz) können sich Bedürftige gebrauchte Kleidung, Haushaltsgeräte und Möbel zu Schnäppchenpreisen besorgen. Nicht nur wegen steigender Inflation hat sich die Anzahl der Kunden seit vergangenem Jahr verdoppelt.

Peggy Büchner (54) leitet den Betrieb im Trachauer Sozialkaufhaus an der Industriestraße.
Peggy Büchner (54) leitet den Betrieb im Trachauer Sozialkaufhaus an der Industriestraße.  © Norbert Neumann

20 Kinder-Shirts kosten 1 Euro, das Vierer-Set Gläser 50 Cent, Plüschtiere fünf Cent, Kühlschrank, Waschmaschine oder auch Schrankwände gibt's für 100 Euro: Diese Preise sind wirklich billig!

Alle Waren wurden gespendet und vor Ort aufbereitet - täglich kommen sechs Kleintransporter-Ladungen hinzu.

Miriam Laschke (36) brachte eine Kiste mit Spielzeug vorbei: "Meine Kinder spielen nicht mehr damit und wir freuen uns, wenn wir anderen damit eine Freude machen."

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Auf Schnäppchenjagd gehen dürfen Bedürftige, die Sozialleistungen (wie ALG II, Grundsicherung, Wohngeld, Bafög, Asylhilfen) erhalten. "Ich komme einmal im Monat und kaufe alles, was ich brauche", sagt die Syrerin Sahar Raheel (57), die seit drei Jahren herkommt.

Eine einheimische Seniorin hingegen hat Pech. Wegen ein paar Euro Rente zu viel hat sie keinen Anspruch auf Grundsicherung. "Dabei reicht meine Rente längst nicht mehr, obwohl ich ein Leben lang gearbeitet habe." Dennoch bleibt ihr der Zutritt verwehrt.

Beliebt sind auch die Spielsachen für Kinder.
Beliebt sind auch die Spielsachen für Kinder.  © Norbert Neumann
Seit drei Jahren ist die Syrerin Sahar Raheel (57) regelmäßige Kundin.
Seit drei Jahren ist die Syrerin Sahar Raheel (57) regelmäßige Kundin.  © Norbert Neumann
Miriam Laschke (36) spendet immer mal wieder Sachen, die ihre Familie nicht mehr braucht.
Miriam Laschke (36) spendet immer mal wieder Sachen, die ihre Familie nicht mehr braucht.  © Norbert Neumann
Auch wunderbare Möbel können Bedürftige zu günstigen Preisen erwerben.
Auch wunderbare Möbel können Bedürftige zu günstigen Preisen erwerben.  © Norbert Neumann

Zahl der Bedürftigen hat sich verdoppelt

Nicht jeder darf rein: Mitarbeiter Mario Hemelik (57) kontrolliert Bedürftigen-Nachweise.
Nicht jeder darf rein: Mitarbeiter Mario Hemelik (57) kontrolliert Bedürftigen-Nachweise.  © Norbert Neumann

"Darüber sind wir selbst nicht glücklich", bedauert Sozialkaufhaus-Leiterin Peggy Büchner (54) vom Betreiberverein, dem Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerks Dresden (SUFW). Ohne die Bedürftigkeits-Einschränkung gebe es jedoch Probleme mit den Fördermitteln.

Doch auch so verdoppelte sich die Zahl der Bedürftigen seit dem Vorjahr auf täglich 300 Kunden. "Man spürt die Inflation, aber es sind auch sehr viele Ukrainer hinzugekommen", erklärt Büchner.

Die meisten der rund 150 Mitarbeiter im Sozialhaus erhalten selbst Sozialleistungen. "Hier arbeiten Bedürftige für Bedürftige." Viele Mitarbeiter verdienen sich 200 Euro im Monat mit 100 Arbeitsstunden dazu - macht also einen Stundenlohn von zwei Euro. "Immerhin muss man nicht sinnlos zu Hause rumsitzen und hat Kontakte mit Kollegen", sagt Mitarbeiter Mario Hemelik (57). Mehr verdienen würde er dennoch gerne.

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Künftig soll es auch einen Weihnachtsmarkt geben und am 1. Oktober mit dem SUFW einen Tag der offenen Tür.

Titelfoto: Norbert Neumann

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