Hier gibt's noch Schnäppchen: Immer mehr Kunden im Dresdner Sozialkaufhaus
Dresden - Großes Angebot für kleine Geldbeutel: Im Trachauer Sozialkaufhaus (mit Außenstellen in Prohlis und Gorbitz) können sich Bedürftige gebrauchte Kleidung, Haushaltsgeräte und Möbel zu Schnäppchenpreisen besorgen. Nicht nur wegen steigender Inflation hat sich die Anzahl der Kunden seit vergangenem Jahr verdoppelt.
20 Kinder-Shirts kosten 1 Euro, das Vierer-Set Gläser 50 Cent, Plüschtiere fünf Cent, Kühlschrank, Waschmaschine oder auch Schrankwände gibt's für 100 Euro: Diese Preise sind wirklich billig!
Alle Waren wurden gespendet und vor Ort aufbereitet - täglich kommen sechs Kleintransporter-Ladungen hinzu.
Miriam Laschke (36) brachte eine Kiste mit Spielzeug vorbei: "Meine Kinder spielen nicht mehr damit und wir freuen uns, wenn wir anderen damit eine Freude machen."
Auf Schnäppchenjagd gehen dürfen Bedürftige, die Sozialleistungen (wie ALG II, Grundsicherung, Wohngeld, Bafög, Asylhilfen) erhalten. "Ich komme einmal im Monat und kaufe alles, was ich brauche", sagt die Syrerin Sahar Raheel (57), die seit drei Jahren herkommt.
Eine einheimische Seniorin hingegen hat Pech. Wegen ein paar Euro Rente zu viel hat sie keinen Anspruch auf Grundsicherung. "Dabei reicht meine Rente längst nicht mehr, obwohl ich ein Leben lang gearbeitet habe." Dennoch bleibt ihr der Zutritt verwehrt.
Zahl der Bedürftigen hat sich verdoppelt
"Darüber sind wir selbst nicht glücklich", bedauert Sozialkaufhaus-Leiterin Peggy Büchner (54) vom Betreiberverein, dem Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerks Dresden (SUFW). Ohne die Bedürftigkeits-Einschränkung gebe es jedoch Probleme mit den Fördermitteln.
Doch auch so verdoppelte sich die Zahl der Bedürftigen seit dem Vorjahr auf täglich 300 Kunden. "Man spürt die Inflation, aber es sind auch sehr viele Ukrainer hinzugekommen", erklärt Büchner.
Die meisten der rund 150 Mitarbeiter im Sozialhaus erhalten selbst Sozialleistungen. "Hier arbeiten Bedürftige für Bedürftige." Viele Mitarbeiter verdienen sich 200 Euro im Monat mit 100 Arbeitsstunden dazu - macht also einen Stundenlohn von zwei Euro. "Immerhin muss man nicht sinnlos zu Hause rumsitzen und hat Kontakte mit Kollegen", sagt Mitarbeiter Mario Hemelik (57). Mehr verdienen würde er dennoch gerne.
Künftig soll es auch einen Weihnachtsmarkt geben und am 1. Oktober mit dem SUFW einen Tag der offenen Tür.
Titelfoto: Norbert Neumann