Hier entsteht die Schänke im Schloss! Noch nie hatte Augusts Residenz ein öffentliches Restaurant
Dresden - Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit schreiten im Residenzschloss die Bauarbeiten weiter voran. Soeben sind Handwerker, Restauratoren und Monteure im künftigen Schlossrestaurant auf der Zielgeraden - der ersten öffentlichen Schänke überhaupt, sieht man vom bestehenden Café ab, in der Schlossgeschichte.
Der Kontrast könnte nicht größer sein: Eine riesige runde Lampe hängt vom Kreuzgewölbe herab. In ihrer edlen Schlichtheit ist sie typisch für die Handschrift von Star-Architekt Peter Kulka (83), der unter anderem mit dem Riesensaal und dem Membrandach über dem Kleinen Schlosshof bereits Spuren im Ensemble hinterließ.
Nun haben er und sein Team die Gasträume im östlichen Nordflügel entworfen. "Schauen Sie: Hier beim Fußboden nimmt er das Rauten-Motiv vom Dach wieder auf", erklärt Holger Krause (49) und deutet auf die Fliesen im Hauptraum. Krause ist Projektleiter für den Wiederaufbau des Schlosses.
Der Schlossbaumeister von heute hat uns im Großen Schlosshof empfangen. Dort schildert er, wie im Sommer wieder ein Drittel der Fläche mit den originalen Sandsteinplatten belegt sein wird.
Darauf, vor dem Eingang zur Gaststätte, sollen bei warmen Temperaturen Sonnenschirme und Tische stehen. Daneben historisch anmutende Hofleuchten.
Zu erreichen ist das Restaurant später einmal von der Schloßstraße, vom Durchgang Chiaverigasse und vom Kleinen Schlosshof aus. Zunächst aber nur von dort, doch auf jeden Fall barrierefrei, wie Krause betont.
Blicke ins Jahrhunderte alte Gemäuer
Hinter dem Speiseraum entsteht eine Vinothek, das Gesellschaftszimmer. Durch eine Panoramascheibe sind dort Blicke ins Jahrhunderte alte Gemäuer erlaubt.
Treppab folgt die Küche, noch einmal treppab Lager und Sozialräume. Gerade wird mit einem Pächter verhandelt. "Diese Ecke war schon immer wichtig fürs Schloss", so Krause. "Hier befand sich die Weinkellerei. Nebenan, im Ostflügel die 1701 abgebrannte Hofküche."
"Wiederaufbau und Sanierung der beiden Bereiche inklusive Turm zum Ostflügel werden vier Millionen Euro kosten", sagt Alwin Zipfl (47), Sprecher des Bauherrn vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement.
Seit 1986 läuft der Wiederaufbau
Am Anfang war eine Burganlage. Von wann genau sie stammt, ist unklar. Aber die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1289. Um- und Anbauten erweiterten sie ständig, zum Beispiel 1548 durch einen ganzen Schlossflügel - womit zugleich die Renaissance in Dresden Einzug hielt.
Große Umbauten nach einem Brand erfolgten zudem bis 1719 für die Mega-Hochzeit Hochzeit von Friedrich August mit Maria Josepha von Österreich. Bei Bombenangriffen im Februar 1945 wurde das Schloss fast völlig zerstört. Im November 1983 formulierte das Institut für Denkmalpflege der DDR eine Zielsetzung, der 1985 der Rat des Bezirkes Dresden mit dem Beschluss zum Wiederaufbau folgte.
Seit 1986 rollen die Bagger, seit der Wende wurden mehr als 350 Millionen Euro investiert.
Titelfoto: Montage: Holm Helis