Heibo: Komplettes Protest-Camp geräumt, letzte Aktivistin verschanzte sich in Dixi-Klo
Ottendorf-Okrilla - Einen Tag nach Beginn der Räumung des Protestcamps gegen den Kiesabbau im Waldstück Heidebogen (Heibo) nördlich von Dresden hat die Polizei am Donnerstag den Einsatz beendet - unter den Aktivisten war sogar ein Kind (12).
Am Donnerstag hat die Polizei alle Klimaaktivisten verbannt.
Am Nachmittag wurde die letzte Person aus luftiger Höhe geborgen. Die Frau hatte sich in einer Dixi-Toilette verschanzt, die zwischen zwei Bäumen auf einer Palette schwebte.
Wie die Polizei mitteilte, wurde bei der gesamten Räumungsaktion niemand verletzt.
Bereits bis zum Mittag wurden sechs Baumhäuser geräumt und entfernt.
"Auf diesen befanden sich 14 Personen, darunter auch ein 12-jähriger Junge", so die Beamten.
Heibo-Räumung beendet
Auch am Donnerstag waren mehrere Aktivisten der Aufforderung der Polizei gefolgt, die Baumhäuser freiwillig zu verlassen. Andere wurden von Beamten auf Hebebühnen gezogen und nach unten gebracht.
Eine junge Frau hatte sich in der Spitze eines Baumes angeseilt und kletterte den Höhenrettern schließlich entgegen.
Nun stehen nur noch Restarbeiten und die Rodung des Geländes an.
Das Camp war seit Mittwoch mit einem Metallzaun eingezäunt und wurde nachts von Polizisten überwacht, damit keine weiteren Aktivisten eindringen.
Eine Frau, die mit Gurten festgeschnallt an einem Baum am Abend entdeckt wurde, entschied sich nach einer Ansprache der Polizei freiwillig hinunterzukommen.
Heibo: Polizei bringt mehrere Personen aus dem Protestcamp
Am Mittwoch hatte das Verwaltungsgericht Dresden einen Eilantrag gegen die Auflösung des Camps abgelehnt.
Zu Beginn der Räumung hatten die Einsatzkräfte Barrikaden weggebracht und Gräben zugeschüttet, damit die für die Räumung notwendige Technik vor Ort gebracht werden konnte.
Einige Baumhäuser wurden bereits von einem sogenannten Höheninterventionsteam aus Nordrhein-Westfalen geräumt. Die Besetzer verhielten sich nach ersten Angaben kooperativ.
Wie die Polizei am Mittwochabend mitteilte, haben die Einsatzkräfte insgesamt zehn Frauen und sieben Männer aus dem Camp gebracht. Eine Frau, die sich an einem Rohr festgeklebt hatte, war danach in medizinischer Betreuung.
Im Zuge der Räumung hat die Polizei bis Mittwochabend zehn Ermittlungsverfahren eingeleitet, vor allem wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
Hinzu kamen Anzeigen unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und das Sprengstoffgesetz. Zudem gab es drei Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten mit Blick auf das Aufenthalts- und Betretungsverbot.
Im Heidebogen - im lokalen Sprachgebrauch Heibo genannt - haben sich seit etwa eineinhalb Jahren Klimaaktivisten und Naturschützer verschanzt, um gegen den Kiesabbau zu protestieren. Für den Abbau soll nach geltender Rechtslage ein 7,5 Hektar großes Waldstück bis Ende Februar gerodet werden.
Erstmeldung 8.33 Uhr, zuletzt aktualisiert 15.50 Uhr.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa