Gründerszene: Dresdner Tech-Pionier startet an der US-Westküste durch
Dresden - Im Kampf um die klügsten Köpfe, Innovationen und Business-Ideen steht Europa mit Amerika in Konkurrenz. Dabei muss man aber anerkennen: Die Nase vorn haben in diesem Wettbewerb die USA. Warum ist das so? Zwei junge Gründer, der eine aus Dresden, berichten hier von ihren Erfahrungen. Eine europäische Analyse und ein Sachsen-Check liefern Fakten.
Der Dresdner Richard Einhorn (24) ist auf dem Sprung - nach Kalifornien. Zusammen mit dem gebürtigen Kölner Max Elster (26) hat er das Start-up Minoa gegründet. Die jungen Männer wollen eine Plattform entwickeln, die den Vertrieb von Unternehmenssoftware optimiert und durch engere Kollaboration Mehrwerte für Kunden und Hersteller schafft.
Um ihre Ideen umsetzen zu können, begaben sich Einhorn und Elster zu Jahresbeginn auf die Suche nach sogenannten "Venture Capital"-Investoren. Sie klopften bei verschiedenen Unternehmen an. Ihr Konzept und ihre Online-Präsentationen weckten schließlich in den USA Interesse. 2,7 Millionen US-Dollar Wagniskapital kamen dort in einer ersten sogenannten Pre-Seed-Runde zusammen.
Mit diesem Geld wollen die studierten Wirtschaftswissenschaftler nun in San Francisco ihre Firma aufbauen und Personal einstellen.
"Dort sitzen unsere Kunden. Dort schlägt das Herz der Branche", erklärt Max Elster.
Ein Start-up zu gründen ist in den USA deutlich leichter
Unisono schwärmen beide Gründer von der Energie, Aufbruchstimmung, Offenheit und Risikofreudigkeit der Menschen in Amerika. "Die Leute ticken einfach anders. Ein Start-up zu gründen ist dort deutlich leichter. In Deutschland gleicht das Gründen einer Firma einem Behörden-Marathon. Wir haben es beide durch", berichtet Richard Einhorn und Max Elster nickt.
Beide haben in Deutschland bereits Unternehmen gegründet und dabei eigene Erfahrungen gesammelt.
Elster ergänzt: "In Kalifornien fing alles mit Steve Jobs und Apple an. Heute lebt dort die vierte und fünfte Generation von Tech-Gründern. So viel Expertise auf kleiner Fläche gibt es nirgends auf der Welt."
Sie sind stolz, dass unter ihren Geldgebern auch Branchenpioniere sind, die Airbnb und Amazon mit groß gemacht haben. Deutschland und speziell der IT-Standort Berlin, der für beide noch interessant war, können da nicht mithalten.
Die jungen Männer sehen ihre Chance, in Übersee als Unternehmer etwas aufbauen zu können. "Dafür sind wir bereit, Europa hinter uns zu lassen", sagt Einhorn. Was ist, wenn in den kommenden 24 bis 30 Monaten nicht alle Ziele erreicht werden können? Beide wissen um das Risiko des Scheiterns.
Max Elster: "Aber Aufgeben ist keine Option für uns. Wir arbeiten hart, damit das nicht passiert."
Amis haben eine andere Gründerkultur
Die USA besitzen mit dem "Silicon Valley" in Kalifornien (40.000 Start-ups) und der "Silicon Alley" in New York (25.000 Start-ups) die beiden stärksten Gründer-Ökosysteme der Welt.
Vor Ort engagieren sich insgesamt über 200 Einrichtungen (sogenannte Start-up-"Inkubatoren", also "Brutkästen"), um die Gründer in allen Phasen der Unternehmensentwicklung unterstützen, Wissen vermitteln, Kontakte zu etablierten, Netzwerke herstellen und beim Finden von Kapitalgebern helfen zu können.
Das Investieren in Ideen und Start-ups besitzt in Amerika Tradition. Sowohl vermögende Einzelpersonen als auch eine Vielzahl von Investmentfonds und Trusts legen risikofreudig Geld in diesem Bereich an.
Das alles zusammen machen die USA zu einem Gründer-Eldorado.
Thomas Horn: "Sachsen ist eine der innovativsten Regionen Europas"
Die Gründerszene in Europa kann da noch nicht mithalten. Für die europäische Start-up-Branche war 2022 ein Krisenjahr mit vielen Entlassungen. Der Risikokapitalgeber Atomico schätzt, dass die Investments in Tech-Firmen dieses Jahr 51 Milliarden Dollar erreichen. Das wäre weniger als die Hälfte im Vergleich zum Boomjahr 2021 mit 106 Milliarden Dollar Wagniskapital und nochmals weniger als 2022 (83 Milliarden).
Speziell am Standort Deutschland ist die Neigung zu Stabilität und Sicherheit als Gründer-Bremse nicht wegzureden. Hinzu kommt, dass das Geld hier nicht so locker sitzt. Bund und Länder versuchen daher ihrerseits, mit Förderprogrammen Entwicklungen und Ausgründungen, etwa aus Unis und Forschungseinrichtungen, Rückenwind zu geben.
Über die Gründerszene im Freistaat sagt Thomas Horn (53) als Chef der Wirtschaftsförderung (WFS): "Sachsen ist eine der innovativsten Regionen Europas mit einer dynamischen Gründerszene, die sich durch eine hohe Technologieorientierung auszeichnet."
Neben der WFS unterstützt die Innovationsplattform Futuresax hierzulande - und auch im "Silicon Saxony" - Gründer.
Ein Camp leistet Hilfestellung
Die Deutsch-Amerikanische Handelskammer (AHK) organisiert seit 2014 das Programm "Step USA", das deutsche Start-ups bei ihrem Markteintritt in die USA unterstützt. Über 500 Unternehmen haben seitdem das Angebot genutzt. Step USA bringt mehrmals im Jahr deutsche Start-ups mit Unternehmern aus unterschiedlichen Branchen zusammen. Bei einem viertägigen Strategie-Bootcamp in New York City können Kontakte geknüpft werden.
Zudem geben Branchenexperten, Mentoren, Angel Investors und Manager ihr Wissen darüber weiter, was den Erfolg in den USA ausmacht. Infos: www.stepusa.io.
Titelfoto: PantherMedia / Wasin Pummarin, PR Minoa