Gnadenfrist läuft! Dresdner Tatras rumpeln ins Museum
Dresden - Im Dezember 1964 fuhr die erste Tatra-Bahn über Dresdner Gleise. Seit Februar 1969 im regelmäßigen Linienbetrieb, prägten die Bahnen über Generationen das Stadtbild. Jetzt ist klar: Ende 2022 werden die letzten Linien-Tatras von den Gleisen verbannt.
"Natürlich wird der Abschied ein bisschen emotional. Ich selbst habe auf den Dingern das Fahren gelernt und Rollstuhlfahrer die Treppen hinaufgezogen", erinnert sich DVB-Vorstand Lars Seiffert (50).
Doch er schränkt sofort ein: "Tatras sind Fahrzeuge aus einer vergangenen Zeit, hinter neuem Lack verbirgt sich alte Technik. Ende 2022 nehmen wir die Tatras raus!"
Hintergrund der Ausmusterung: Ab 2021 kommen die ersten von insgesamt 30 neuen (und breiteren) Stadtbahnwagen nach Dresden.
Im Laufe des Jahres 2022 gehen die dann Stück für Stück in den Liniendienst und verdrängen so die letzten Tatras.
Aktuell rumpeln noch maximal 18 Tatra-Wagen über die Gleise. Die DVB versuchen dabei vor allen Strecken zu besetzen, die von Schülern und Studenten genutzt werden.
Tatras in der Adventszeit vermehrt in der Stadt unterwegs
In der Adventszeit werden die Tatras aber auch vermehrt durch die City in Richtung Messe rattern, um vom dortigen P+R-Parkplatz Touristen in Richtung Postplatz zu fahren.
Ab Ende 2022 werden die alten Wagen dann nur noch als Winter-Schneepflug oder als Kinderstraßenbahn Lottchen unterwegs sein.
Und: Die Bahnen werden endgültig reif fürs Museum samt Museumssonderfahrten.
Weil die alten Bahnen bereits jetzt Mangelware auf den Schienen geworden sind, häufen sich die Fans.
DVB-Sprecher Falk Lösch (54), der selber in Ausnahmefällen immer noch Straba fährt: "Mit der Tatra wird man öfter fotografiert."
Als Lösch auf einer seiner letzten Tatra-Fahrten entgegen der üblichen Fahrstrecke in Richtung Depot steuern musste, war der Weg den Tatra-Fans im Wagen reichlich egal.
"Die wollten nur mitfahren, egal wohin es ging."
Titelfoto: Amac Garbe