Geflüchtete ziehen ins Bordell: Nicht mal der Stadtbezirksrat war informiert!
Dresden - Statt eines Bordells eröffnet zum Monatsende eine Asylunterkunft: Am heutigen Mittwoch können sich Interessierte in Alttorna (Leubnitz-Neuostra) zum Tag der offenen Tür (15 bis 18 Uhr) selbst ein Bild von dem Flüchtlingsheim machen. Viele Anwohner wussten noch gar nichts davon.
![Rechts: Stadtrat Jens Genschmar (54, Freie Wähler) sitzt auch im kleinen städtischen Parlament, dem Stadtbezirksbeirat Prohlis, wo die Asylpläne nie thematisiert wurden. Links: Stadtbezirksbeirätin Julia Günther (46, Grüne).](https://media.tag24.de/951x634/u/8/u8cbyelw0qi82llxs7ni8t2xa3w283x8.jpg)
Anders als vor zwei Jahren ist die Stimmung im Viertel ruhig. "Als damals die Bordellpläne bekannt wurden, hatten sich verschiedene Anwohner zusammengeschlossen, sich auch juristisch beraten lassen. Es gab viele Fragen und auch Befürchtungen", erinnert sich Stadtbezirksbeirätin Julia Günther (46, Grüne).
"Was die Flüchtlingsunterkunft betrifft, habe ich noch keine Aufregung wahrgenommen. Mich haben auch keine Fragen aus der Anwohnerschaft erreicht."
Das könnte daran liegen, dass die Asylheimpläne seitens der Verwaltung weder im Stadtbezirksbeirat noch vor Ort vorgestellt wurden.
Eine Anwohnerin, die sich bereits an den Bordell-Protesten beteiligt hatte: "Von dem Flüchtlingsheim wusste ich nichts, habe auch nichts dagegen. Dass die Stadt darüber allerdings wieder nicht vor Ort informiert hat, damit Anwohner vor den Kopf stößt, finde ich kreuzgefährlich, zumal es hier viele AfD-Wähler im Viertel gibt."
Verwunderung bei Jens Genschmar
![Heute erinnert in den Wohnräumen noch die extravagante Farbgestaltung an Wänden an die einst geplante Nutzung.](https://media.tag24.de/951x634/s/d/sd1457y96wm75g76emgd7357wn56lulb.jpg)
Stadtrat Jens Genschmar (54, Freie Wähler), der ebenfalls im kleinen städtischen Parlament sitzt:
"Ich wundere mich, warum die Verwaltung darüber auch im Stadtbezirksbeirat kein Wort verlor." Für ihn ist der Tag der offenen Tür heute eine "Alibiveranstaltung".
Das Rathaus teilte zur kritisierten Informationspolitik mit: "Die Nutzung des Objekts in Alttorna war immer wieder Thema in den Medien und den kommunalen Gremien. So wurde beispielsweise die Nutzungsänderungsgenehmigung im Juli 2022 im Amtsblatt öffentlich bekannt gemacht, in deren Folge zwei Nachbarwidersprüche bei der Stadtverwaltung eingingen."
Titelfoto: Montage: Eric Münch, privat