Früher 15 Mark wert, jetzt eine echte Rarität: Kellermeister findet die letzte Flasche DDR-Sekt

Radebeul - Die Flasche sieht unspektakulär aus. Dunkles Glas, rot-weißer Plastikkorken, ein schon matter Metallverschluss. Doch das Etikett hat es in sich. 

Seit seiner Lehre 1969 blieb Konrad Scheerbaum (67) dem Weingut Schloss Wackerbarth treu. Im abgeschlossenen Archiv zeigt er den Flaschenfund.
Seit seiner Lehre 1969 blieb Konrad Scheerbaum (67) dem Weingut Schloss Wackerbarth treu. Im abgeschlossenen Archiv zeigt er den Flaschenfund.  © Petra Hornig

Auf braunem Papier steht, in schöner weiblicher Handschrift, mit Kuli geschrieben: "Die letzte DDR-Flasche". Sie enthält einen 30 Jahre alten "Schlossberg Sekt" von Wackerbarth, der für 15 DDR-Mark verkauft wurde.

Ihr Fundort: etwa fünf Meter "unter Tage", im "Wein- und Sektarchiv" des Radebeuler Staatsweingutes. Hinter einer dicken Glastür, gesichert durch ein massives Stahlgitter lagern hier seit 2002 bei 13 Grad knapp 1000 Flaschen Wackerbarth-Raritäten. 

Unzugänglich für die Öffentlichkeit, nur der Kellermeister hat einen Schlüssel.

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Hier wurde die "Wendeflasche" beim Auf- und Umräumen in einem maroden Pappkarton entdeckt. 

"Der Sekt stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus der letzten 10.000-Liter-Tankgärung. Kurz vor der Deutschen Einheit, Ende September oder in den ersten beiden Oktobertagen, wurde der Sekt abgefüllt", weiß der langjährige Weinküfer Konrad Scheerbaum (67). 

"Vermutlich wurde die Flasche von einer Laborantin, die regelmäßig Proben aus dem Tank entnehmen musste, abgefüllt."

Bei Führungen durch Wackerbarth soll künftig auch die letzte DDR-Flasche zu sehen sein.
Bei Führungen durch Wackerbarth soll künftig auch die letzte DDR-Flasche zu sehen sein.  © Petra Hornig
"Die letzte DDR-Flasche" - der Sekt wurde bis zur Wende aus Weinen aus Ungarn, Italien und Jugoslawien hergestellt.
"Die letzte DDR-Flasche" - der Sekt wurde bis zur Wende aus Weinen aus Ungarn, Italien und Jugoslawien hergestellt.  © Petra Hornig

Damals schmeckte der Schlossberg-Sekt knackig, fruchtig, lebendig, süffig. "Zum fröhlichen Feiern ohne Kater danach", so Scheerbaum. "Heute wird er wie dunkler Tee aussehen, die Kohlensäure ist müde und der Sekt langweilig." Doch er soll auch nicht geköpft werden. "Die Flasche bekommt einen Ehrenplatz", verspricht Weingut-Chefin Sonja Schilg (63).

Titelfoto: Petra Hornig

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