Personalnot der Freiwilligen Feuerwehr: Dresdens Kameraden haben ein Wohnungsproblem
Dresden - Dresdens Freiwillige Feuerwehren kämpfen seit Jahren um Nachwuchs. Doch das ist nicht ihr einziges Problem. Für die Kameraden wird es immer schwieriger, eine Wohnung in der Nähe des Feuerwehrhauses zu finden. Das jedoch ist die Bedingung, um überhaupt aktiv am Dienst teilnehmen zu können.
Wenn der Pieper zum Einsatz alarmiert, bleiben den Kameraden vier Minuten. In dieser Zeit müssen sie es schaffen, von zu Hause aus die Feuerwache zu erreichen.
Michel Sittmann (33), stellvertretender Wehrleiter und Jugendwart bei der Stadtteilfeuerwehr Pillnitz, schafft das zwar, doch sucht der Familienvater seit einem Jahr eine größere Wohnung nahe der Wache.
"Es ist extrem schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden", so der gelernte Mechatroniker. Ein Aufruf über Facebook brachte zwar viele Bekundungen, blieb aber erfolglos.
Michel Sittmann erwägt mittlerweile, weiter nach draußen zu ziehen, dorthin, wo es einfacher ist, eine Wohnung zu bekommen und wo es eine Feuerwehr gibt. Denn: "Die Familie geht vor."
Wehrleiter Thiemo Matzkat (48) sagt: "Das wäre ein Schlag ins Kontor, wenn er geht." Die Feuerwehr in Pillnitz hat in den letzten Jahren ohnehin schon personelle Einbußen hinnehmen müssen. Die Wehr hat nur noch neun aktive Kameraden. Seit 2014 sind zwölf Feuerwehrleute aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, "beruflich oder wohnraumbedingt", so Matzkat.
"Sicherstellung des Brandschutzes ohne die Freiwilligen Feuerwehren nicht denkbar"
Seit 2018 versuchen er und sein Team, neue Mitglieder zu werben - erfolglos.
Auch Johanna Beyer (31) von der Feuerwehr Gompitz sucht bereits seit drei Jahren eine Wohnung. Ihr Problem ist, dass sie nicht nahe genug am Feuerwehrhaus wohnt und deshalb nicht in den aktiven Dienst gehen kann.
Sie befürchtet: "In zehn bis 20 Jahren haben wir ein Altersproblem."
"Die Berufsfeuerwehr versucht gemeinsam mit dem Stadtfeuerwehrverband Lösungen zu finden", so Berufsfeuerwehrsprecher Michael Klahre (43).
"Wir brauchen die politische Unterstützung", so Carsten Löwe (57), Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes Dresden. Er hat bereits einige Stadtratsfraktionen für das Thema sensibilisiert. Geplant ist, Wohnungsgenossenschaften anzusprechen.
"Die Sicherstellung des Brandschutzes ist ohne die Freiwilligen Feuerwehren nicht denkbar", fasst Klahre zusammen. Oft sind die Freiwilligen die Ersten am Einsatzort, als Brandbekämpfer, aber auch als Notfallretter. 21 Freiwillige Feuerwehren mit 553 aktiven Kameraden hat Dresden. Sie unterstützen die 892 Beschäftigten der Berufsfeuerwehr.
Titelfoto: Eric Münch