Erst Corona, jetzt der Geiz: Dresdens Wohnungs-Bordellen vergeht die Lust

Dresden - Tote Hose im Puff! Seit der Pandemie hat sich auch im ältesten Gewerbe der Welt viel verändert. In Dresden ging die Zahl der Prostituierten deutlich zurück

Wenn es Nacht wird in Dresden - bleiben in immer mehr Heimbordellen die Lichter aus.
Wenn es Nacht wird in Dresden - bleiben in immer mehr Heimbordellen die Lichter aus.  © imago/Sylvio Dittrich

Angemeldet sind in der Landeshauptstadt noch rund 250 Liebesdienst-Anbietende. Ende 2019 waren es noch rund 100 mehr. Das spürt auch Sonja (65), die seit über 20 Jahren ein Wohnungsbordell in Dresden betreibt.

Sie vermietet ihre Liebeshöhlen an Prostituierte unter. Jedoch mit Einschränkungen: Ihre Mieterinnen müssen angemeldet sein und damit regelmäßig Beratungstermine beim Gesundheitsamt absolvieren.

"Es ist schwerer geworden, Mädchen zu finden", so die Puffmutti. Sie erzählt, dass viele ihrer Stamm-Damen während der Pandemie nach Tschechien gingen, wo ihre Arbeit noch länger erlaubt war.

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Doch auch die Männer sind offenbar verhaltener und sparsamer geworden: Ab März liefen die Geschäfte nur langsam an. Nachdem im April und Mai offensichtlich die Frühlingsgefühle einen positiven Effekt im Horizontalgewerbe bewirkt hatten, ist der Sommer gerade etwas mau.

Sonja ist sich sicher, dass der Liebesdienst-Geiz etwas mit den Teuerungen zu tun hat. Immerhin kostet eine halbe Stunde volles Programm um die 80 Euro, eine Stunde rund 120 Euro.

Einen neuen Trend hat Corona dennoch in Dresdens Lotterbetten gebracht. "Die Nachfrage nach Transsexuellen steigt", so Sonja, die vermutet, dass nach der Corona-Langeweile die Abenteuerlust größer geworden ist.

Her mit der Marie: Das Geschäft mit der Liebe ist in Dresden schwieriger geworden.
Her mit der Marie: Das Geschäft mit der Liebe ist in Dresden schwieriger geworden.  © 123RF/grinvalds
Die schönsten Reize nützen nichts, wenn die Freier ausbleiben.
Die schönsten Reize nützen nichts, wenn die Freier ausbleiben.  © IMAGO / Rolf Kremming

Prostitutionsverbot in Corona-Zeiten hat zu Misstrauen und Unsicherheiten gegenüber Behörden geführt

Während der Pandemie ist Tschechien für viele Prostituierte attraktiver zum Arbeiten gewesen.
Während der Pandemie ist Tschechien für viele Prostituierte attraktiver zum Arbeiten gewesen.  © Thomas Türpe

Und noch etwas ist anders geworden. Viele Prostituierte arbeiten in mehreren Städten flexibel, um genug zu verdienen. Das bestätigt auch die Stadt: "Zunehmend wird die vorübergehende Anmietung/Untervermietung von Wohnraum zum Zwecke der dortigen Ausübung der Prostitution beobachtet."

Ganz und gar tote Hose bei den bezahlten Liebesdiensten herrschte aber offenbar auch während des Verbots in der Pandemie nicht. "Es wird vermutet, dass während der Beschränkungen Wege gefunden wurden, die Sex-Arbeit außerhalb der Legalität auszuüben", so eine Stadtsprecherin.

Auch das Vertrauen zu den offiziellen Stellen hat gelitten: Das Beratungsangebot des Gesundheitsamtes wurde in der Coronazeit nur selten genutzt. "Vermutlich liegt das auch daran, dass diese Angebote von Behörden aufgrund des damaligen Prostitutionsverbotes zu Misstrauen und Unsicherheiten geführt haben", so die Stadtsprecherin.

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In Dresden gibt es nach Angaben der Stadt noch rund 20 Wohnungsbordelle. Vor fünf Jahren waren es noch etwa 100.

Titelfoto: IMAGO/Sylvio Dittrich und 123rf/grinvalds

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