Erschreckende Zahlen der Abwasser-Analyse: Immer mehr Dresdner süchtig nach Crystal!
Dresden - Der neue Suchtbericht für Dresden liegt vor. Die Ergebnisse erschrecken.
Die Zahl der wegen Drogen in ein Krankenhaus eingelieferten Patienten steigt, die Beratungsmöglichkeiten sanken hingegen coronabedingt.
Und: Erstmals in den Suchtbericht übernommene Abwasseranalysen zeigen einen überdurchschnittlichen Crystal-Konsum im Frühjahr 2020.
Am Zufluss zur Kaditzer Kläranlage werden seit 2015 Abwasserproben hinsichtlich Drogenresten genommen. Durchgeführt werden die Untersuchungen am Uniklinikum - dort lagern die notwendigen Referenzsubstanzen.
An der TU Dresden berechnet das Team von Björn Helm (39), Leiter der AG Siedlungshydrologie, die konkrete Belastung. Aktuell wird dabei nicht nur das Abwasser Dresdens erfasst, sondern beispielsweise auch das von Heidenau, Freital und Bannewitz.
"Eine Analyse wäre aber auch an einzelnen Übergabepunkten und damit auf einer kleineren Skala möglich", so Björn Helm.
Testergebnisse zu Crystal zehnfach über Bundesdurchschnitt
Doch auch so sind die Ergebnisse alarmierend: Sie zeigen einen überdurchschnittlichen Anstieg des Crystal-Konsums im Frühjahr und Sommer 2020. Auch im Herbst befinden sich die Werte noch über dem Niveau der Vorjahre.
Bezüglich Crystal liegen die Dresdner Abwasserwerte zehnfach über dem Bundesdurchschnitt.
Auch für Ecstasy, Kokain und Amphetamin steigen die gemessenen Mengen im Zulauf der Kläranlage an.
"Sicher ist, dass die Pandemie Auswirkungen auf das Suchtverhalten generell hat", sagt Frank Bauer (32), Amtsleiter im Gesundheitsamt.
Und bezogen auf die Crystal-Zahlen: "Die Höhe der Abwasserwerte hat uns überrascht. Sie sind ein Seismograf und lassen befürchten, dass es verzögert zu weiteren Anstiegen im Suchthilfesystem kommt."
Insgesamt mussten laut Zahlen aus 2019 in 3102 Fällen Kinder, Jugendliche und Erwachsene wegen Drogen im Krankenhaus behandelt werden. Das ist der zweithöchste Wert seit 2006. Nur 2017 gab es mehr Fälle. Wie in den Vorjahren steht Alkoholmissbrauch deutlich an erster Stelle.
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