Skandal beim LKA Sachsen: Beamte sollen mindestens 7000 Schuss Munition geklaut haben
Dresden - Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden ermittelt derzeit gegen sächsische Polizisten im Zusammenhang mit der Nutzung einer Schießanlage in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern).
Insgesamt 17 Polizeibeamte des mobilen Einsatzkommandos des Landeskriminalamtes (LKA) stehen wegen Diebstahls bzw. Beihilfe zum Diebstahl, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Bestechlichkeit unter Verdacht.
Am heutigen Dienstag wurden alle Personen, die dienstlichen Arbeitsplätze und die privaten Wohnungen von vier Hautbeschuldigten durchsucht.
Den vier Beamten (32 bis 49 Jahre) wird vorgeworfen, im November 2018 aus den Beständen der sächsischen Polizei mindestens 7000 Schuss Munition gestohlen und mit diesen am Rande einer polizeilichen Ausbildungswoche ein privates Schießtraining auf der Schießanlage in Güstrow bezahlt zu haben. Das Schießtraining wurde von der Firma "Baltic Shooters" organisiert.
An diesem nicht genehmigten Training hatten 13 weitere Polizisten im Alter von 30 bis 54 Jahren teilgenommen.
Die Tat flog auf, da bereits gegen den Ex-Inhaber der Firma "Baltic Shooters", Frank T., ermittelt wird. Die Ermittlungen gegen die vier hauptbeschuldigten sächsischen Polizisten hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden von der Staatsanwaltschaft Schwerin am 22. März dieses Jahres übernommen.
Die sichergestellten Gegenstände werden in nächster Zeit genauer untersucht. Zudem sollen etwaige Verbindungen zu der Gruppe "Nordkreuz" überprüft werden. Die Ermittlungen dauern an.
Update, 16.50 Uhr: Sachsens Innenminister ist "stinksauer"
Nach dem Skandal um den Munitionsdiebstahl und dem illegalen Schießtraining von Spezialkräften des sächsischen LKAs hat sich Landesinnenminister Roland Wöller (50, CDU) schockiert gezeigt.
Er sei "stinksauer und unfassbar enttäuscht", dass Polizisten selbst zu Straftätern werden, sagte er am Dienstag in Dresden.
"Jede Rechtsverletzung eines Polizisten bedeutet einen enormen Vertrauensverlust." Deshalb gebe es in diesem Fall nichts zu rechtfertigen. "Das Verhalten der Beamten entsetzt mich", sagte er.
Wöller sprach von einem unfassbaren Maß an krimineller Energie und kündigte umfassende Aufklärung an.
Er habe empfohlen, das betroffene Mobile Einsatzkommandos neu aufzubauen. Die vier Hauptbeschuldigten seien mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt worden.
Die anderen 13 Beamten dürfen ihre Diensträume nicht mehr betreten und sollen außerhalb des LKA eingesetzt werden.
Titelfoto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa