Einzigartiges Solar-Projekt: So will Dresden die Sonne anzapfen!

Dresden - Was wäre eigentlich, wenn alle Dächer und Fassaden in der Stadt mit Solaranlagen ausgerüstet wären? Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung hat das in einem einzigartigen Projekt analysiert - mit überraschendem Ergebnis.

Das 3-D-Solar-Stadtmodell zeigt, wie geeignet Dresdens Dächer für Solaranlagen sind.
Das 3-D-Solar-Stadtmodell zeigt, wie geeignet Dresdens Dächer für Solaranlagen sind.  © Screenshot/Themenstadtplan Dresden

Dresdens gesamter Stromverbrauch (inklusive Privathaushalten, Industrie) liegt bei rund 2500 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr.

Wenn an allen Gebäuden (städtische und nicht-städtische), wo es möglich ist, Solaranlagen errichtet werden, könnten pro Jahr 1900 GWh erzeugt werden. Davon 400 GWh durch Fassaden.

Aber: Das ist das maximale Potenzial, beinhaltet auch denkmalgeschützte und baulich eingeschränkte Gebäude sowie unwirtschaftliche Anlagen.

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Rechnet man das heraus, wird es weniger. "Ein großer Teil des gut und zügig erschließbaren Ertragspotenzials liegt mit circa 500 Gigawattstunden pro Jahr auf großen, wirtschaftlich attraktiven Flachdächern, die in der Regel nicht denkmalgeschützt sind", sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (57, Grüne).

"Der Beitrag von Solaranlagen kann daher bis zu 20 Prozent des Stromverbrauchs in Dresden sein." Das sei größer als bisher angenommen, so Jähnigen.

Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (57, Grüne) bedauert, dass bisher aus Gründen des Denkmalschutzes zu Unrecht mögliche Solar-Flächen nicht genutzt worden sind.
Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (57, Grüne) bedauert, dass bisher aus Gründen des Denkmalschutzes zu Unrecht mögliche Solar-Flächen nicht genutzt worden sind.  © Thomas Türpe

Gorbitz, Johannstadt und Prohlis - Dresdens neue Solar-Zentren?

Stadtteile wie Prohlis eignen sich gut für den Ausbau mit Solaranlagen.
Stadtteile wie Prohlis eignen sich gut für den Ausbau mit Solaranlagen.  © Thomas Türpe

Das Leibniz-Institut nutzte für seine Analyse ein virtuelles Stadtmodell aus dem Jahr 2019 mit über 135.000 Gebäuden. Dabei wurde der tägliche Verlauf der Sonnenstrahlung ebenso berücksichtigt wie Schatten - auch durch Bäume.

Die Ergebnisse kommen jetzt nicht nur dem Rathaus für Planungen zugute, sondern auch Bürgern oder Firmen, die prüfen wollen, ob sich eine Solaranlage an ihrem Haus lohnt (inklusive Ertrag und sogar geeigneter Modulfläche)!

Künftige Solar-Hotspots könnten vor allem Plattenbausiedlungen in Prohlis, Johannstadt oder Gorbitz werden: Bei hohen Gebäuden sei das Dach-Fassade-Verhältnis besonders günstig, so Martin Behnisch (48) vom Leibniz-Institut. Jähnigen kündigte an, die Solar-Potenziale jetzt schnell erschließen zu wollen.

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Das 3D-Solar-Stadtmodell findest du hier auch online.

Stadtteile wie Gorbitz, Johannstadt oder Prohlis eignen sich besonders wegen ihrer vielen Flachdächer auf den Hochhäusern für Solaranlagen, erklärt Martin Behnisch (48) vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung.
Stadtteile wie Gorbitz, Johannstadt oder Prohlis eignen sich besonders wegen ihrer vielen Flachdächer auf den Hochhäusern für Solaranlagen, erklärt Martin Behnisch (48) vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung.  © Thomas Türpe

Bisher kaum Solarzellen auf Stadt-Gebäuden!

Auf dem Dach der Deutschen Werkstätten Hellerau ist schon eine PV-Anlage.
Auf dem Dach der Deutschen Werkstätten Hellerau ist schon eine PV-Anlage.  © André Wirsig

Aktuell sind von rund 600 kommunalen Gebäuden im Stadtgebiet nur an einigen Dutzend Fotovoltaik-Anlagen installiert.

Zur Einordnung: Von Dresdens 1900 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr Solar-Gesamtpotential könnten insgesamt knapp 69 GWh von kommunalen Gebäuden kommen. Eine Gebäude-Priorisierung nach Potenzialen soll beim Ausbau helfen.

Ärgerlich: Auch auf dem Rathaus-Dach wäre eine Solaranlage nützlich. Doch bei den entsprechenden Sanierungsplänen vor einigen Jahren seien solche Vorschläge von der Oberen Denkmalschutzbehörde abgelehnt worden, bedauert Umweltbürgermeisterin Jähnigen.

Titelfoto: Bildmontage: Screenshot/Themenstadtplan Dresden, Thomas Türpe

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