Eine Woche nach Wiedereröffnung eine gemischte Bilanz: Noch wenig Andrang in den Museen
Dresden - Seit gut einer Woche sind eine Reihe von Museen in der Landeshauptstadt wieder geöffnet. Zuvorderst zu nennen wohl die Gemäldegalerie Alte Meister, die nach mehrjährigem Umbau erst kurz zuvor wiedereröffnet worden war und bald darauf als Folge der Corona-Pandemie wieder schließen musste.
Wie ist nach einer Woche Betrieb die Bilanz der Gemäldegalerie? Wir haben nachgefragt.
Die Gemäldegalerie, die seit dem Umbau auch die Skulpturensammlung bis 1800 enthält, war nach dem Kunstgewerbemuseum in Pillnitz das zweite Museum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), das wieder öffnete.
Jedoch ist der Betrieb coronabedingt eingeschränkt.
Die Öffnungszeiten (eigentlich 10 bis 18 Uhr) sind (bis auf Freitag, wenn das Museum in einer "Blauen Stunde" von 17 bis 20 Uhr besucht werden kann) auf 11 bis 17 Uhr verkürzt.
Besucher begegnen sich kaum
Gerechnet auf 20 Quadratmeter pro Besucher, ist die Höchstzahl derer, die sich zeitgleich im Museum aufhalten dürfen, auf 200 begrenzt, Mund- und Nasenschutz vorausgesetzt.
Mittels einer Art von Einbahnstraßenführung wird der Publikumsstrom so gesteuert, dass sich die Besucher möglichst wenig begegnen.
Ein Ausstellungsbetrieb unter erschwerten Bedingungen. Diese nicht unkomplizierten Voraussetzungen in Rechnung gestellt, sei die Leitung der SKD zufrieden, sagt deren Kaufmännischer Direktor Dirk Burghardt (59). Zunächst sei positiv zu vermerken, dass viele Besucher die Mitarbeiter dafür loben, dass das Museum überhaupt wieder zugänglich sei.
"Trotz aller Beschränkungen spüren wir beim Publikum eine positive Grundstimmung", so Burghardt.
Touristen fehlen noch
Der Publikumsandrang ist hingegen gebremst. Durchschnittlich 300 Besucher pro Tag finden den Weg in das Museum. Burghart: "Wir sind bisher zu keinem Zeitpunkt an die Kapazitätsgrenze gestoßen".
Immerhin die Verweildauer übertrifft die Erwartungen: Statt der im Vorfeld angenommenen 90 Minuten blieben viele Besucher zwei Stunden und länger. Die vergleichsweise geringe Nachfrage ist ein Folge des ausbleibenden Tourismus, der durch die Grenzregelungen in ganz Europa und darüber hinaus fast völlig zum Erliegen gekommen ist.
Den SKD fehlen vor allem die Touristen aus Russland, die als notorisch kunstinteressiert gelten und einen erheblichen Anteil zu den gemeinhin guten Auslastungszahlen beisteuern.
Dass der internationale Tourismus wieder freigegeben wird, mag dauern. Dirk Burghardt hofft deshalb, zunächst vom nationalen Reiseverkehr zu profitieren, wenn der jetzt langsam wieder anläuft: "Wir erwarten, dass der Besucherstrom von Woche zu Woche ansteigen wird."
Optimistisch ist auch der Sächsische Museumsbund. Gleichwohl spricht man dort auf den Freistaat gesehen eher von einer negativen Bilanz bisher. Die Besucherzahlen vieler anderer Museen - auch in Dresden - liegen unter denen der Gemäldegalerie. "Natürlich ist es gut, dass wir wieder geöffnet haben", sagt der Vorsitzende, Joachim Breuninger, Jahrgang 1968.
Doch lägen die Besucherzahlen in der Regel nur bei etwa zehn Prozent des normalerweise zu erwartenden Zuspruchs. Breuninger: "Es ist also noch viel Luft nach oben."
Titelfoto: dpa/Sebastian Kahnert