Dresdner Wohnbau-Gesellschaft in Finanznöten: Bau von Sozial-Wohnungen steht auf der Kippe
Dresden - Bezahlbarer Wohnraum ist in Dresden Mangelware. Die stadteigene Wohnbaugesellschaft WiD sollte hier eigentlich Abhilfe schaffen und die Situation entspannen. In die Höhe schießende Baukosten (plus 22 Prozent im letzten Jahr) und steigende Zinsen für Kredite (plus 2 Prozentpunkte) sorgen nun allerdings dafür, dass das Finanzierungsmodell der WiD nicht mehr funktioniert. Die Folge: Stillstand beim sozialen Wohnungsbau.
Drei Bauprojekte mit zusammen 137 Wohnungen, die dieses Jahr auf der Moritzburger, der Schönaer und der Bundschuhstraße beginnen sollten, wurden von der WiD bereits gestoppt. Weitere könnten folgen, weil die Geschäftsführung der Wohnbaugesellschaft nur Projekte beginnen kann, deren Finanzierung gesichert ist.
Nun soll die Stadt Millionen zuschießen, damit es weitergeht. Das geht aus einer Vorlage hervor, über die der Stadtrat Anfang Oktober entscheiden wird.
Demnach soll die WiD in diesem Jahr 4,5 Millionen Euro, im nächsten fünf Millionen Euro und 2024 noch einmal vier Millionen Euro aus der Stadtkasse erhalten. Das macht in Summe 13,5 Millionen Euro.
Ohne diese Finanzspritze könnten laufende Projekte im Umfang von 288 Wohnungen und geplante mit insgesamt 472 Wohnungen nicht umgesetzt werden. Das würde wiederum bedeuten, dass Fördermittel in zweistelliger Millionenhöhe nicht abgerufen werden können bzw. zurückgezahlt werden müssten.
Die Finanzlage würde sich dadurch noch weiter verschlechtern und Neubauten auf lange Sicht unmöglich machen.
Viele Projekte kann die WiD nicht umsetzen, die Finanzen sind angespannt
Grünen-Stadtrat Thomas Löser sieht den Freistaat in der Pflicht
Damit das Finanzierungsmodell der WiD, das auf Grundstücksübertragungen der Stadt als Kapitaleinlage, 30 Prozent Fördermitteln und 70 Prozent Kreditfinanzierung beruht, wieder funktioniert, braucht es jedoch Änderungen bei den Förderbedingungen des Freistaats.
Für die will sich der Dresdner Stadtrat und Landtagsabgeordnete Thomas Löser (50, Grünen) einsetzen. "Der drohende Stillstand beim Sozialwohnungsbau ist alarmierend. Gerade mit Blick auf die derzeit steigenden Lebenshaltungskosten wird die Verfügbarkeit von ausreichend Sozialwohnungen künftig von noch größerer Bedeutung sein", so Löser.
Deshalb plädiert Löser für eine Anhebung der Fördersätze und Anpassungen unter anderem bei den Abrechnungszeiträumen.
"Darüber hinaus sollten wir prüfen, ob auch ein freier Zuschuss für soziale Wohnungsbauprojekte möglich ist. Aktuell werden in Sachsen nicht die Baukosten gefördert, sondern die Miete pro Quadratmeter subventioniert."
"Dadurch wird letztlich die Kreditfähigkeit der Projekte verringert und sozialer Wohnungsbau ausgebremst", erklärt er.
Titelfoto: Montage: Ove Landgraf, Eric Münch, Holm Helis