Unverkäuflich! DVB schicken Tatra-Bahn auf die letzte Reise zur Verschrottung

Dresden - Jahrzehntelang prägten die ratternden Tatra-Straßenbahnen das Stadtbild. Noch heute haben die Wagen aus tschechischer Produktion trotz all ihrer Nachteile gegenüber modernen Bahnen viele Fans. Wer noch einmal damit fahren will, muss sich jedoch sputen. Denn die Tage der Tatras in Dresden sind gezählt.

Die letzte Fahrt der Tatra-Bahn führt auf einem Lkw-Anhänger zum Verschrotten.
Die letzte Fahrt der Tatra-Bahn führt auf einem Lkw-Anhänger zum Verschrotten.  © Daniil Shevchenko

"Die Ära der Tatra-Wagen geht langsam zu Ende", bestätigt DVB-Sprecher Falk Lösch (57). Von den zuletzt noch elf Triebwagen im Bestand der Verkehrsbetriebe wurden am Montag fünf zur Verschrottung abgeholt. Im Juni soll dann auch für die verbleibenden sechs Schluss sein.

"Die Wagen werden in den nächsten Wochen noch für einzelne Verstärkerfahrten genutzt. Dann gehen zwei ins Museum und vier werden verschrottet."

Was bitter klingt, hat einen einfachen Hintergrund: Verkaufen lassen sich die Schienen-Oldtimer nicht mehr.

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"Die Tatras haben teilweise 50 Jahre auf dem Buckel und ihr Leben gelebt", sagt Lösch. Um sie anderswo weiter nutzen zu können, wären hohe Investitionen notwendig.

Aufgrund der besonderen Spurweite der Gleise in Dresden müssten die Triebwagen außerdem umgespurt werden. Dieser Aufwand lohnt schlicht nicht mehr.

Laut DVB-Sprecher Falk Lösch gibt es für die alten Tatras keine Käufer mehr.
Laut DVB-Sprecher Falk Lösch gibt es für die alten Tatras keine Käufer mehr.  © Thomas Türpe

Erste Tatra kam 1967 nach Dresden

Ohne die Tatra-Wagen wird im Stadtbild etwas fehlen.
Ohne die Tatra-Wagen wird im Stadtbild etwas fehlen.  © Thomas Türpe

Im Juni endet damit ein besonderes Kapitel in der städtischen Verkehrsgeschichte.

Der erste Tatra-Wagen kam als Prototyp 1967 nach Dresden. Von 1968 bis 1984 folgten Hunderte weitere.

Insgesamt wurden 572 Trieb- und 246 Beiwagen nach Dresden geliefert, die Millionen Fahrgäste transportierten.

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Auch wenn sich die letzten Tatras aus dem Passagierbetrieb verabschieden, werden einige wenige besondere Exemplare erhalten bleiben. Auf den Betriebshöfen würden einzelne Wagen weiter genutzt, sagt Lösch.

Auch die Spezialwagen zum Schleifen der Schienen, Schmieren der Fahrleitungen oder für den Einsatz als Schneepflug verrichten weiter ihre Arbeit.

Im Jahr 1970 sah nicht nur die Tatra-Bahn anders aus, sondern auch der Postplatz.
Im Jahr 1970 sah nicht nur die Tatra-Bahn anders aus, sondern auch der Postplatz.  © imago/Ulrich Hässler
Unter anderem als Schneepflug werden ein paar Triebwagen weiter genutzt.
Unter anderem als Schneepflug werden ein paar Triebwagen weiter genutzt.  © Thomas Türpe

Nordkorea, Sibirien, Kasachstan: Einigen Bahnen wird ein zweites Leben geschenkt

Anfang 2001 machten sich im Alberthafen 16 Tatra-Wagen auf Spezialwaggons auf den Weg nach Rumänien.
Anfang 2001 machten sich im Alberthafen 16 Tatra-Wagen auf Spezialwaggons auf den Weg nach Rumänien.  © picture-alliance / ZB / dpa

Endstation Schrottplatz! Von den letzten Tatra-Straßenbahnen der DVB wandern zwei ins Museum, der Rest wird verschrottet.

Während das Tatra-Kapitel in Dresden damit endet, sind die Wagen anderswo durchaus noch im Einsatz. Denn Mitte der 90er und Anfang der Nullerjahre wurden zahlreiche ausgemusterte Wagen ins Ausland verkauft.

So starteten 65 Dresdner Tatra-Wagen gemeinsam mit Exemplaren aus Leipzig und Magdeburg in Pjöngjang in Nordkorea in ein zweites Leben.

Nach Wladikawkas in Sibirien, Rostow am Don im Kaukasus und in mehrere Städte Rumäniens wurden Dresdner Tatras ebenso verkauft wie nach Almaty in Kasachstan oder Szeged in Ungarn. Dort sind sie mitunter sogar mit Dresdner Lackierung samt Beschriftung weitergenutzt worden.

Wie viele der Tatras aus Dresden heute noch fahren, weiß man bei den DVB nicht. Immerhin haben diese ebenfalls viele Jahrzehnte Betrieb hinter sich.

2019 haben Dresdner Touristen in Oradea in Rumänien aber noch eine ehemalige DVB-Tram entdeckt und eine Runde gedreht.

Titelfoto: Bildmontage: Daniil Shevchenko & Thomas Türpe

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