Das Ende einer Ära! Dresdens Tatras jetzt ein Fall fürs Museum

Dresden - Schluss, aus und vorbei! Nach 56 Jahren auf Dresdens Gleisen verabschiedeten die Dresdner Verkehrsbetriebe am Mittwoch ihre drei letzten Tatra-Wagen ins Museum. Dort sollen die Kultbahnen künftig fit gehalten und an Sonderfahrtagen weiter zu bewundern sein.

Symbolische Schlüsselübergabe in Trachenberge (v.l.n.r.): DVB-Boss Andreas Hemmersbach (54), Sven Wierick (47) vom Straßenbahnmuseum, DVB-Vorstand Lars Seiffert (53) und der bei den DVB für Schienenfahrzeuge zuständige Holger Seifert (57).
Symbolische Schlüsselübergabe in Trachenberge (v.l.n.r.): DVB-Boss Andreas Hemmersbach (54), Sven Wierick (47) vom Straßenbahnmuseum, DVB-Vorstand Lars Seiffert (53) und der bei den DVB für Schienenfahrzeuge zuständige Holger Seifert (57).  © Norbert Neumann

Schon 2010 hatten die DVB die Tatras aus dem regulären Liniendienst verabschiedet. Doch ganz auf sie verzichten konnte man nicht.

Sei es im Studentenverkehr, bei Dynamo-Spielen oder in der schwierigen Corona-Zeit - immer wieder kehrten die beliebten Oldtimer ins Stadtbild zurück. Mit der Lieferung der neuen Stadtbahnen werden sie aber nun endgültig nicht mehr gebraucht.

"Uns blutet schon ein kleines bisschen das Herz", so DVB-Boss Andreas Hemmersbach (54). "Wir verabschieden den Tatra aber nicht aus dem Straßenbild von Dresden, sondern nur aus dem operativen Geschäft", betonte er bei der symbolischen Schlüsselübergabe an das Dresdner Straßenbahnmuseum.

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Dort freut sich Vereinsvorsitzender Sven Wierick (47) schon auf seine neue Attraktion - und über dessen Aussehen. Bislang hatte das Museum nur rote Tatra-Wagen im Bestand, jetzt gesellt sich auch das klassische Gelb hinzu.

"Die gelbe Farbe finde ich toll. Nicht nur, weil es unsere Stadtfarbe ist, sondern weil sie auch Freundlichkeit ausstrahlt."

Großer Tatra-Abschied am Sonnabend

Dieses beeindruckende Modell ging im Eifer des Gefechts zu Bruch.
Dieses beeindruckende Modell ging im Eifer des Gefechts zu Bruch.  © Norbert Neumann

Freuen können sich auch all diejenigen, die sich noch einmal gebührend von den Tatras verabschieden wollen. Am Sonnabend gibt es ab 14.30 Uhr mit allen betriebsfähigen Fahrzeugen Sternfahrten durch die Stadt.

Einzelfahrten kosten 3 Euro (ermäßigt 2 Euro). Auch Tageskarten und spezielle Tickets für Familien werden angeboten. Alles dazu unter strassenbahnmuseum-dresden.de.

Apropos betriebsbereit: Als besonderes Geschenk überreichte das Straßenbahnmuseum den DVB-Bossen ein originalgetreues Modell der letzten Wagen. Wenig später fiel es im Trubel herunter.

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Hoffentlich kein schlechtes Omen für die Zukunft der letzten drei Tatras ...

Dieser Anblick prägte jahrzehntelang den Alltag Hunderttausender Dresdner. Nun ist Schluss damit.
Dieser Anblick prägte jahrzehntelang den Alltag Hunderttausender Dresdner. Nun ist Schluss damit.  © Norbert Neumann

Ein Blick in die Historie: Fast sechs Jahrzehnte waren die Bahnen auf Dresdens Straßen unterwegs

Straßenbahnfahrer Torsten Bauch (54) durfte auf der kleinen Abschiedsfahrt vom Betriebshof Trachenberge zum Wilden Mann noch einmal Tatra-Luft schnuppern. Seit dem 3. Juli 1987 war er mit diesen Bahnen unterwegs.
Straßenbahnfahrer Torsten Bauch (54) durfte auf der kleinen Abschiedsfahrt vom Betriebshof Trachenberge zum Wilden Mann noch einmal Tatra-Luft schnuppern. Seit dem 3. Juli 1987 war er mit diesen Bahnen unterwegs.  © Norbert Neumann

Fast sechs Jahrzehnte prägten die markanten Tatra-Bahnen mit ihrem zeitlosen Design das Stadtbild von Dresden. Vor 56 Jahren, also 1967, gingen die ersten in den Fahrgastbetrieb. In den Folgejahren lieferte das ČKD-Werk aus Prag mehr als 800 Wagen nach Dresden, genauer 572 Trieb- und 249 Beiwagen.

Nach anfänglicher Begeisterung machte sich aber schon bald Ernüchterung breit. Der hohe Einstieg machte die Straßenbahnfahrt für ältere Menschen, Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen zur Tortur.

Bei schlechter Witterung war es auch in der Fahrerkabine alles andere als gemütlich. Unregelmäßige Ersatzteillieferungen sorgten zudem dafür, dass teils nur 50 Prozent des Fuhrparks einsatzbereit waren.

Nach der Wende modernisierten die DVB Dutzende Wagen, verkaufte andere, noch fahrtüchtige in die gesamte Welt. Heute besitzen sie noch zehn. Drei gingen am Dienstag ins Museum, die anderen sieben werden die Verkehrsbetriebe verlassen.

Eine Reihe teils privater Interessenten hat sich schon ins Gespräch gebracht und auch das Verkehrsmuseum möchte zeitnah entscheiden, ob man sich einen Wagen sichert.

Titelfoto: Norbert Neumann

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