Dresdner Künstler gräbt im Anzug ein Loch: Dieses ernste Motiv steht hinter der Aktion
Dresden - Mit einer ungewöhnlichen Aktion erinnerte Künstler David Adam (52) am Donnerstag an die Deportation Dresdner Juden. Im einstigen Judenlager Hellerberg hob er ein Loch aus. Auf diese Weise wollte er sich symbolisch dem Ort nähern, der schon vor Jahrzehnten abgerissen und meterhoch verfüllt worden war.
Im Gegensatz zu vielen anderen düsteren Orten der Nazi-Zeit erinnert an das Lager zwischen Stauffenbergallee und Radeburger Straße heute nicht mehr viel.
Bei der Stadt ist die unscheinbare Grünfläche als Biotopraum eingepreist, ansonsten wuchert hier und da mal ein bisschen Grün, ist die ein oder andere Stolperfalle in der unebenen Wiese. Dennoch soll das Lager und dessen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten.
"Mir ist es wichtig, dass wir diese Grünfläche im Zusammenhang mit den historischen Daten immer wieder ins Bewusstsein rufen, solange sie nicht baulich markiert ist", sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (57, Grüne).
Gemeinsam mit Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (45, Linke) legte sie am Donnerstag Blumen nieder. Doch wie könnte das Erinnern in Zukunft aussehen?
Es gibt Überlegungen, einen Pfad anzulegen, der daran erinnert, dass es sich früher um ein bebautes Gelände handelte, sagt Klepsch. Auch ein Hinweis zum Online-Angebot über das Judenlager wäre möglich.
Nach der Nutzung als Judenlager wurde der Ort im Norden von Dresden zum Entbindungsheim
Im November 1942 waren die letzten knapp 300 Dresdner Juden in das Lager gebracht worden. Im März 1943 wurde das Lager dann "geräumt", die Insassen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur wenige überlebten.
Mit Deportation der letzten Juden endete die grausame Geschichte des Lagers aber nicht. Im Anschluss wurde es zu einem Entbindungsheim für Zwangsarbeiterinnen aus dem Osten.
Mindestens 497 Kinder wurden hier Quellen zufolge geboren - etwa die Hälfte von ihnen starb wegen grauenhafter Bedingungen. Sie sind noch heute auf dem St.-Pauli-Friedhof begraben.
Titelfoto: Steffen Füssel