Knast in Schweden: Dresdner Aktivist der "Letzten Generation" droht lange Haftstrafe
Dresden/Stockholm - Christian Bläul (40), Unterstützer der Umweltschutzbewegung "Letzte Generation", drohen bis zu vier Jahre Gefängnis. Der Aktivist aus Dresden befindet sich weiterhin in schwedischer Untersuchungshaft. Neben Bläul sitzt auch der Aktivist Kevin Hecht (30) aus Berlin in Schweden im Gefängnis.
Bläul hatte sich am 17. August an Sitzblockaden von "Återställ Våtmarker" ("Sumpfgebiete Wiederherstellen"), eine Schwesterorganisation der "Letzten Generation", beteiligt.
Carla Hinrichs, Pressesprecherin der "Letzten Generation", erklärte, dass die schwedischen Behörden am vergangenen Freitag entschieden hätten, gegen Bläul Anklage zu erheben. Dem 40-Jährigen drohen damit bis zu vier Jahre Haft.
Bis zum Gerichtstermin am 2. September bleibe er in Untersuchungshaft. Eine vorläufige Freilassung nach Zahlung einer Kaution habe das Gericht abgelehnt.
Laut Hinrichs sitzt Christian Bläul - mit Stand 29. August - seit zwölf Tagen in Einzelhaft, "länger, als je zuvor ein Mensch der 'Letzten Generation' in Gefangenschaft verbringen musste". Und weiter: "Der studierte Physiker denkt oft an seine Tochter."
"Wie soll ich mit dem Wissen leben, dass wir unsere Kinder in den Tod schicken? Wenn ich mich jetzt dem fossilen Wahnsinn nicht in den Weg setze, kann ich im Leben keinem Kind mehr in die Augen schauen", erläuterte der Familienvater die Beweggründe seines Handelns.
Über die Haftbedingungen beklage er sich nicht: "Es geht mir den Umständen entsprechend gut im Gefängnis. Ich werde das bis zum Ende durchstehen, weil ich meinem moralischen Kompass folge. Ich bin hier am richtigen Ort, voller Kraft und voller Liebe für das Leben."
Weiterer Aktivist meldet sich per Brief aus der Zelle
Der Informatiker Kevin Hecht befindet sich seit sieben Tagen ebenfalls im Gefängnis in Stockholm. Ob auch gegen ihn Anklage erhoben wird, entscheide sich in den nächsten Tagen. Carla Hinrichs zufolge schloss er sich aus Solidarität mit Bläul einer weiteren Straßenblockade von "Återställ Våtmarker" an.
Ihm sei klar gewesen, dass auch ihm damit U-Haft und Strafverfolgung drohe, was ihn allerdings nicht abschreckte: "Angst habe ich vor der Klimakatastrophe, nicht vor dem Gefängnis", schrieb er in einem Brief aus seiner Zelle.
Dort hieß es weiter: "Treibhausgase kennen keine Grenzen. Wir stehen vor der schwersten Krise, die die Menschheit je gesehen hat – und uns bleiben vielleicht noch 2-3 Jahre, um einen todbringenden Klimakollaps aufzuhalten. Deshalb müssen wir uns jetzt über alle Grenzen hinweg zusammenschließen, und gemeinsam dem fossilen Wahnsinn ein Ende bereiten."
Carla Hinrichs fügt an: "Mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit sind Christian Bläul und Kevin Hecht uns allen ein Vorbild. Wir tun, was notwendig ist, um eine Klimahölle und damit die Vernichtung unserer Zivilisation zu verhindern – und lassen uns auch durch Gefängnisstrafen nicht ruhigstellen."
Titelfoto: xcitepress/Benedict Bartsch (2)