Dresdens leere Bahnhofshalle: Frust und Verständnis für die streikenden Bahner
Dresden - Während am Mittwoch frühmorgens draußen schon die Traktoren hupten, war es in der Empfangshalle des Dresdner Hauptbahnhofs ungewöhnlich ruhig.
Denn die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hatte zum mehrtägigen Streik aufgerufen, nur wenige Züge fuhren. Manch einem Fahrgast stand ein Fragezeichen ins Gesicht geschrieben.
So auch Rentnerin Roswitha Bickhardt (66) aus Weinböhla. Die vierfache Großmutter möchte ihre Enkel in Leipzig besuchen, kommt schon anderthalb Stunden vor Abfahrt in den Bahnhof. "Damit ich nachher einen Sitzplatz im RE bekomme", sagt sie hoffnungsvoll.
Die pensionierte Pastorin versteht das Anliegen der Lokführer: "Manchmal muss man nach etwas streben und hart verhandeln. Trotzdem ist das für viele natürlich ärgerlich."
Die Deutsche Bahn wechselt bis Freitag - wie überall in Deutschland - in den Notfahrplan. Einige Linien fallen ganz aus, andere fahren seltener oder im Ersatzverkehr.
Mehr Geld für weniger Arbeit: Manch einer kann das nachvollziehen
Wenige Meter neben Roswitha nutzen vier DB-Mitarbeiter die Gunst der Stunde. In dem fast leeren Bahnhof reinigen sie gründlichen den Fußboden. Währenddessen versucht Abiturientin Dayana S. (20) ihre S-Bahn nach Dresden-Mitte zu erwischen.
"Ich komme gerade aus Bischofswerda, zum Glück fuhr dort alles", erklärt sie schnaufend. Und die streikenden Zugführer? "Auch die machen einen geilen Job." Mehr Geld, weniger Arbeit: Dayana hat Verständnis für deren Forderungen. Für die Zukunft wünscht sie sich aber eine bessere Kommunikation im Vorfeld der Arbeitsniederlegung.
Frustriert ist hingegen Nils Helmich (22). Der TU-Student ist gerade mit dem RE50 aus Riesa eingetroffen, möchte nun weiter zum Campus nach Tharandt.
"Die fahren gerade nur alle zwei Stunden. Persönlich ist es extrem nervig", moniert er. "Aber irgendwie ist das auch dem geschuldet, dass gerade überall gestreikt und demonstriert wird", wirft er hinterher - und huscht weiter zum Bus.
Titelfoto: Steffen Füssel