Wirtschafts-Sensation bahnt sich an: Taiwans Chip-Riese TSMC liebäugelt mit Dresden als Produktionsstandort
Dresden - Infineons Ankündigung vergangenen November, für fünf Milliarden Euro eine Chip-Fabrik in Dresden zu bauen, löste in der Stadt Jubel aus. Jetzt könnte "Silicon Saxony" mit der Ansiedlung der ersten europäischen Fabrik eines asiatischen Konkurrenten die nächste Sensation an Land ziehen.
TSMC heißt das Unternehmen, das derzeit die Gerüchteküche brodeln lässt. Laut Medienberichten sollen sich Mitarbeiter des taiwanesischen Tech-Giganten (32 Milliarden Euro Umsatz in 2019) bereits zum zweiten Mal in der Stadt aufhalten, um mit Zulieferern und der Landesregierung zu verhandeln.
Das Treiben ist auch Dresdens aufmerksamen Stadträten nicht entgangen.
"Es gibt wohl Interesse und auch Gespräche", sagt Stadtrat Steffen Kaden (52, CDU). Im Ausschuss für Wirtschaftsförderung war die Ansiedlung bereits Thema. Stefan Engel (30, SPD), Mitglied im Bau-Ausschuss: "Die Entscheidung für Dresden könnte der Stadt neue Möglichkeiten eröffnen."
Die Kommunalpolitiker würden die Ansiedlung ausdrückliche begrüßen. Als potenziellen Standort vermuten sie eine Freifläche im Dresdner Norden, nahe dem Flughafen.
Beide machen jedoch auch auf Herausforderungen wie etwa den Mangel an Wohnraum, den Fachkräftebedarf und die gestiegenen Energiepreise aufmerksam.
Dresdner Politiker zeigen sich offen für die eventuelle Mega-Investition
Zur möglichen Investitionssumme und Zahl der Arbeitsplätze schweigt das Unternehmen. Auch das Rathaus wollte sich zum Stand der Verhandlungen nicht äußern.
Der Branchen-Verein "Silicon Saxony" hält sich ebenfalls bedeckt.
Geschäftsführer Frank Bösenberg (45) gibt jedoch zu: "TSMC würde die hervorragende sächsische Mikroelektronik-Landschaft sehr bereichern. Das Unternehmen hätte Zugang zu exzellenten Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen und profitiert von einem starken Netzwerk in der Region."
Weil die Chip-Industrie immer weiter wächst: Millionen für den Untergrund
Die Chip-Giganten bringen das Dresdner Abwassernetz an ihre Grenzen - und sie wollen noch weiter wachsen. Damit das und weitere Ansiedlungen überhaupt möglich werden, macht die Stadtentwässerung jetzt viele Millionen Euro locker.
Etwa 22 Millionen will die Stadtentwässerung allein in diesem Jahr ins Kanalnetz investieren.
Grund: Die Halbleiter-Industrie wächst rasant! "Allein die Werke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten schon jetzt mit ihren knapp 8,7 Millionen Kubikmetern 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer ein", erläutert Stadtentwässerungs-Sprecher Torsten Fiedler (57).
"Jetzt will Infineon noch seinen Dresdner Standort kräftig ausbauen." An der Südostecke des Werks an der Königsbrücker Straße soll ein Neubau mit rund 1000 Jobs entstehen, der 2026 fertig werden soll.
Abwasser wird direkt zur Kläranlage geleitet
Damit wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet! "Deshalb planen wir den Industriesammler Nord", sagt der technische Geschäftsführer Ralf Strothteicher (59).
Der neue Hauptkanal für die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe soll zehn Kilometer lang werden, das rechtselbische Kanalnetz entlasten - und die Möglichkeiten für weiteren Ausbau und Ansiedlungen schaffen.
Künftig wird das Abwasser dann direkt von den Gewerbegebieten zur Kläranlage geleitet.
Der Kanalbau ist ein Großprojekt, kostet 47 Millionen Euro. Baustart ist im Sommer, spätestens 2027 soll alles fertig sein.
Titelfoto: Montage: Ove Landgraf, PR, Jürgen-M. Schulter