Wenn das Containerdorf kommt: Unternehmer fürchtet um seine Existenz

Dresden - Auf einer Grünfläche zwischen Alt- und Neugorbitz plant das Rathaus die Errichtung einer Containersiedlung für 50 zumeist männliche Asylbewerber.

Klaus Schumann (71) und seine Frau sorgen sich um ihre wirtschaftliche Existenz und plädieren für eine dezentrale Verteilung der Geflüchteten.
Klaus Schumann (71) und seine Frau sorgen sich um ihre wirtschaftliche Existenz und plädieren für eine dezentrale Verteilung der Geflüchteten.  © Eric Münch

Die Anwohner fühlen sich von der Entscheidung des Rathauses übergangen, haben Sorge um den sozialen Frieden in ihrer Nachbarschaft. Manch ein Unternehmer fürchtet sogar um seine Existenz.

Einer von ihnen ist Klaus Schumann (71). Der gelernte Maurer ist in Altgorbitz aufgewachsen, betreibt mit seiner Frau hier seit 2006 ein Landhotel mit 25 Mitarbeitern. "Unsere Nachbarn und wir wurden im Vorfeld der Entscheidung über die Baugenehmigung überhaupt nicht angehört", moniert er. "Und das, obwohl wir mit unseren Grundstücken quasi direkt an die betroffene Grünfläche angrenzen."

Er wisse, dass das Thema schwierig sei, doch er könne die Entwicklung nicht unkommentiert lassen. Schließlich hätten ihm auch einige seiner engsten Mitarbeiterinnen bereits zu verstehen gegeben, dass sie kündigen werden, falls die Containersiedlung kommt.

Die Bauzäune stehen bereits: Direkt gegenüber dem Landhotel soll an der Kesselsdorfer Straße eine Containersiedlung entstehen.
Die Bauzäune stehen bereits: Direkt gegenüber dem Landhotel soll an der Kesselsdorfer Straße eine Containersiedlung entstehen.  © Eric Münch

"Dann steht der Fortbestand unseres Familienbetriebs auf dem Spiel."

Menschen über die Stadt verteilen?

Droht hier bald Unruhe? Die Nachbarschaft im beschaulichen Altgorbitz ist ob der möglichen Unterbringung von 50 männlichen Asylbewerbern gar nicht begeistert.
Droht hier bald Unruhe? Die Nachbarschaft im beschaulichen Altgorbitz ist ob der möglichen Unterbringung von 50 männlichen Asylbewerbern gar nicht begeistert.  © Eric Münch

Deshalb haben er und seine Frau Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingereicht, starteten sogar eine Petition.

Die hat das Ziel, die Unterbringung der Geflüchteten sowohl an der Kesselsdorfer als auch an der nahegelegenen Uthmannsdorfer Straße zu verhindern. Schumanns Vorschlag: Die männlichen Flüchtlinge dezentral und über ganz Dresden verteilt unterbringen.

Bei verfügbaren Immobilien würden diese unabhängig vom Stadtteil geprüft, hieß es dazu aus dem Rathaus. Zudem teilte das Bauaufsichtsamt mit, dass es von der Rechtmäßigkeit der Baugenehmigung für das Containerdorf an der Kesselsdorfer Straße ausgeht.

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Nun liegt die Entscheidung über das Widerspruchsverfahren der Schumanns bei der Landesdirektion.

Kommentar von Lennart Zielke: Faire Verteilung

Nimby - not in my backyard. "Nicht in meinem Hinterhof", lautet ein englischer Ausdruck für Menschen, die bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen zwar befürworten, deren Folgen vor der eigenen Haustüre aber nicht mittragen wollen.

Sicherlich haben die Bewohner von Gorbitz mit vielen Klischees zu kämpfen. Was man ihnen jedoch nicht anlasten kann ist, dass sie sich in den vergangenen Jahren unzureichend an der Unterbringung von Asylbewerbern beteiligt hätten.

Im Gegenteil: Seit 2015 hat der Stadtteil Hunderten Geflüchteten ein neues Zuhause geschenkt. Und das, obwohl dort schon vor der Ankunft der Zuwanderer viele benachteiligte Personengruppen und Familien lebten. Dieser und weitere Umstände haben neben zahlreichen Beispielen für eine gelungene Integration auch zu unübersehbaren Spannungen zwischen Einheimischen, Zugezogenen und der Polizei geführt.

Die Bewohner in Dresdens Westen haben deshalb einen Punkt, wenn sie eine gerechtere Verteilung der Geflüchteten über das gesamte Stadtgebiet fordern. Jeder soll seinen Beitrag leisten. Damit meinen sie explizit auch bessergestellte Gegenden wie Striesen, Blasewitz oder Teile der Neustadt. Sehen wir also bald eine Containersiedlung im Alaunpark? Die ist laut der jüngsten Pläne des Rathauses nicht vorgesehen.

Sollte die Migrationspolitik der Bundesregierung allerdings so weiterlaufen wie bisher, könnte auch das irgendwann im Rahmen des Möglichen liegen.

Titelfoto: Fotomontage: Eric Münch//Eric Münch//Eric Münch

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