Einigung im Spar-Streit: VW baut 35.000 Stellen ab, zwei Werke trotzdem vor dem Aus?

Von Frank Johannsen

Dresden - VW und die IG Metall haben im Tarifstreit endlich eine Einigung erzielt. Viele Menschen werden ihre Jobs verlieren, dafür konnten komplette Werksschließungen verhindert werden. Für die zwei Standorte Dresden und Osnabrück gilt das aber offenbar nur bedingt.

Die Gläserne Manufaktur ist das kleinste VW-Werk in Sachsen.
Die Gläserne Manufaktur ist das kleinste VW-Werk in Sachsen.  © Eric Münch

Volkswagen will bis 2030 mehr als 35.000 Stellen streichen. Der Abbau solle sozialverträglich erfolgen, teilte der Konzern in Berlin mit. Die Entscheidung ist Teil einer Einigung, auf die sich VW und die IG Metall nach tagelangen Verhandlungen verständigt haben.

Der Autobauer werde die technische Kapazität an den deutschen Standorten um über 700.000 Fahrzeuge reduzieren. "Das sind harte Entscheidungen, aber auch wichtige Weichenstellungen für die Zukunft", so VW-Markenchef Thomas Schäfer.

IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger sprach von schmerzlichen Einschnitten. Die Gewerkschaft betonte, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen seien abgewendet worden. "Kein Standort wird dichtgemacht, niemand wird betriebsbedingt gekündigt und unser Haustarif wird langfristig abgesichert", sagte die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo.

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Wie unter anderem der "MDR" berichtet, trifft es zwei Werke aber besonders hart. Die Gläserne Manufaktur in Dresden, die kleinste Fertigung in Sachsen, soll die Produktion im kommenden Jahr gänzlich einstellen und stattdessen ein Zentrum für Forschung für Halbleitertechnik und autonomes Fahren werden, so ein Sprecher von VW Sachsen.

Was genau das für die rund 300 Mitarbeiter bedeutet, ist noch nicht klar. Außerdem soll das Werk in Osnabrück nach Informationen der "Bild" an einen Rüstungskonzern verkauft werden.

Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, und Daniela Cavallo, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG, gaben am Freitag ein Pressestatement ab.
Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, und Daniela Cavallo, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG, gaben am Freitag ein Pressestatement ab.  © Moritz Frankenberg/dpa

Verhandlungen dauerten über 70 Stunden

VW-Markenvorstand Thomas Schäfer gab am Freitag die Verhandlungsergebnisse bekannt.
VW-Markenvorstand Thomas Schäfer gab am Freitag die Verhandlungsergebnisse bekannt.  © Annette Riedl/dpa

Die Einigung gelang nach einer Marathonsitzung: Seit Montag hatten Vertreter von Volkswagen und IG Metall in Hannover um einen Kompromiss gerungen und teilweise bis zum Morgen durch verhandelt.

Insgesamt dauerten die Gespräche mehr als 70 Stunden. Laut IG Metall war es die längste Tarifrunde aller Zeiten bei Volkswagen.

Für die letzte Verhandlungsrunde vor Weihnachten wurden gleich mehrere Tage angesetzt, weil beide Seiten vor den Feiertagen zu einer Einigung kommen wollten. Rund 70 Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich für die fünfte Verhandlungsrunde in einem Hotel in Hannover einquartiert.

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Noch am Mittwoch hatten Teilnehmer von weit auseinander liegenden Positionen gesprochen. Streitpunkte waren bis zuletzt vor allem die von VW ins Spiel gebrachten Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen.

Die IG Metall hatte beides als "rote Linien" bezeichnet, die nicht überschritten werden dürften. Auch die von VW geforderte pauschale Lohnkürzung von zehn Prozent lehnte die Gewerkschaft ab.

Erstmeldung von 17.59 Uhr, zuletzt aktualisiert 19.31 Uhr.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, Moritz Frankenberg/dpa

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