Von der Trinkhalle bis zum Griechen: Kündigungswelle? Vonovia setzt Wirte vor die Tür!

Dresden - Die Krise überstanden und nun trotzdem am Ende: Quer durch Dresden schmeißt der Wohnungskonzern Vonovia Gastronomen aus ihren Lokalen. Die Betreiber haben nur wenige Möglichkeiten, sich zu wehren.

Nikos Nitsos (37) leitet das griechische Restaurant "Atlantis" in der Borsbergstraße. (Bildmontage)
Nikos Nitsos (37) leitet das griechische Restaurant "Atlantis" in der Borsbergstraße. (Bildmontage)  © Norbert Neumann

Seit 16 Jahren ist das "Atlantis" in der Borsbergstraße eine gefragte Adresse bei Fans der griechischen Küche. Über mangelnde Kundschaft kann sich Geschäftsführer Nikos Nitsos (37) nicht beschweren.

Doch eigentlich soll gerade überhaupt niemand dort speisen: "Im April kam die Kündigung", sagt der Restaurant-Chef. "Wir hätten im September hier rausgemusst. Wir wollen das aber noch hinauszögern und machen so lange weiter, wie es geht."

Elf Arbeitsplätze sind in Gefahr. "Dass man uns hier einfach rausschmeißt, ohne Begründung", schüttelt der Wirt verärgert den Kopf. "Das können wir nicht verstehen."

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Der Grieche ist kein Einzelfall: Auch Hoang Thi Huong Lan (50) bekam überraschend schlechte Nachrichten von Vonovia: "Bei mir kam die Kündigung im September", sagt die Geschäftsführerin des "Zock Up" in der Herzberger Straße. "Bis 31. März muss ich hier raus sein. Wir wissen nicht, warum!"

Was steckt hinter der Kündigungswelle?

Hoang Thi Huong Lan (50) vom "Zock Up" erhielt ihre Kündigung im September. (Bildmontage)
Hoang Thi Huong Lan (50) vom "Zock Up" erhielt ihre Kündigung im September. (Bildmontage)  © Eric Münch
Seit mehr als fünf Jahren betreibt Alexander Schleicher (36) die "Fun Bar" am Amalie-Dietrich-Platz.
Seit mehr als fünf Jahren betreibt Alexander Schleicher (36) die "Fun Bar" am Amalie-Dietrich-Platz.  © Ove Landgraf

Ärgerlich: Erst vor der Coronakrise hatte sie die Trinkhalle saniert. Zu den Stammgästen pflegt sie ein vertrautes Verhältnis: "Ich kenne sie alle", sagt sie. "Ich bin immer hier, meine Gefühle sind hier, es ist wie ein zweites Zuhause." Lan überlegt zu klagen, doch rein rechtlich scheint an der Kündigung nichts auszusetzen zu sein.

Am anderen Ende der Stadt hadert auch Alexander Schleicher (36) mit seinem Schicksal: "Wir haben unser Lager vor fünfeinhalb Jahr zur Bar umgebaut", sagt der Betreiber der "Fun Bar" im Erdgeschoss eines 17-Geschossers am Amalie-Dietrich-Platz. "Nie hatten wir Probleme, jetzt haben wir die Kündigung bekommen. Bis zum 31. Januar müssen wir raus."

Auch Schleicher hat einen Anwalt hinzugezogen, allerdings nur, weil er tatsächlich bis 31. Januar noch weitermachen will, ohne dass die derzeitige Sanierung des Plattenbaus den Betrieb stoppt. "Wir haben hier zwei Dartmannschaften, es ist immer voll", sagt der Barbetreiber. "Eine Begründung für die Kündigung haben wir nicht bekommen."

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Doch was steckt hinter der Kündigungswelle? "Die Kündigungen hängen nicht miteinander zusammen", erklärt Vonovia-Sprecher Matthias Wulff (45).

"Es gibt für die drei genannten Fälle jeweils gute Gründe, die wir nicht öffentlich diskutieren möchten. Unter vielen anderen Aspekten waren auch die Ergebnisse von Mieterbefragungen Anlass dafür, den Gewerbemix zu ändern." Aus Branchenkreisen heißt es, der Konzern wolle seine Immobilien aufwerten, Trinkhallen und Gastronomie würden da stören.

Die Vonovia dementiert eine generelle Ablehnung von Gastronomie: "Wir vermieten viel und gerne an Gastronomen und werden das auch weiterhin tun", so Sprecher Wulff. "In der Herzberger Straße ist ebenso wie in der Borsbergstraße eine neue Gastronomie geplant."

Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf/Norbert Neumann

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