Verkauft Dresden sich unter Wert? Millionenpoker um die Haltestellen

Dresden - Werbung auf städtischen Flächen und an Haltestellen ist eigentlich ein dickes Geschäft. Aktuell nimmt Dresden so zumindest 1,5 Millionen Euro jährlich ein und bekommt fast alle Haltestellen im Stadtgebiet obendrauf. 2023 werden die Verträge neu geschlossen. Dresden will dann komplett auf Geld verzichten. Verkauft sich die Landeshauptstadt unter Wert?

Der Millionen-Poker um die Dresdner Haltestellen-Werbung hat begonnen.
Der Millionen-Poker um die Dresdner Haltestellen-Werbung hat begonnen.  © Petra Hornig

800 überdachte Haltestellen gibt es in Dresden momentan. An den meisten hängt Werbung. Die Unterstände gehören dabei nicht der Stadt, sondern einem Werbe-Zusammenschluss, der sich vor über zehn Jahren in einem Bieterverfahren durchsetzen konnte.

Genau da liegt das erste Problem: "Die derzeitigen Vertragspartner werden mit Kündigung der Verträge ihre Fahrgastunterstände, Spritzschutzgeländer und Papierkörbe voraussichtlich per 1. Januar 2023 ersatzlos abbauen", so die Stadt. In Leipzig ist das tatsächlich geschehen.

Das Problem könnte Teil der Lösung sein: Die Linken wollen das "Berliner Modell" auf Dresden anwenden: Die DVB kaufen die Haltestellen und vermieten die Werbeflächen. Mit den Einnahmen werden die eigenen Verluste abgefedert.

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Zudem wollen die Genossen ab 2023 mindestens 2,5 Millionen Euro mit Stadtwerbung erwirtschaften.

"Das ist die unterste Grenze. Wir brauchen einen Vertrag auf Augenhöhe. Eine Firma darf nicht mit der Nutzung des öffentlichen Raumes Millionen verdienen, wenn die Stadt dabei leer ausgeht", so der Finanz-Fachmann der Linken, Tilo Kießling (50).

Plant fest mit jährlich 2,5 Millionen Euro Einnahmen durch Außenwerbung: Tilo Kießling (50, Linke).
Plant fest mit jährlich 2,5 Millionen Euro Einnahmen durch Außenwerbung: Tilo Kießling (50, Linke).  © Petra Hornig

Unterstützung kommt von der SPD

Will eine "Gewinnmaximierung" für die Stadt: SPD-Vizechefin Kristin Sturm (35).
Will eine "Gewinnmaximierung" für die Stadt: SPD-Vizechefin Kristin Sturm (35).  © Steffen Füssel

"Außenwerbung ist eine Goldgrube. Es geht aktuell um eine Gewinnmaximierung für Dresden", so Vize-Chefin Kristin Sturm (35).

Die Grünen setzen andere Schwerpunkte: "Unser Ziel ist es, den ÖPNV attraktiver zu machen. Wir brauchen weitere sechshundert Fahrgastunterstände", sagt Stadtrat Torsten Schulze (50). Die soll der neue Werbepartner bezahlen. Insgesamt soll ein Vertrag geschlossen werden, der "15 weitere Jahre hält. Es geht nicht um ein Ausquetschen auf den letzten Cent."

Das letzte Wort hat der Rat, der demnächst die Grundzüge der Ausschreibung festlegen wird.

Lockdown-Folgen: DVB dampfen Fahrplan ein

Da ändert sich einiges: Die DVB dünnen ihren Fahrplan aus.
Da ändert sich einiges: Die DVB dünnen ihren Fahrplan aus.  © Petra Hornig

Weil im zweiten Corona-Lockdown erneut kaum jemand Bus und Bahn fährt, dampfen die Verkehrsbetriebe nach Weihnachten ab 28. Dezember ihre Fahrpläne ein.

"In den meisten Bussen und Bahnen sind kaum mehr als eine Handvoll Fahrgäste unterwegs", sagt DVB-Sprecher Falk Lösch. Ab 28. Dezember fahren Straßenbahnen daher tagsüber alle 15 Minuten, laut DVB eine ausreichende Grundversorgung. Am Abend wechselt der Takt auf 30 Minuten, nachts wird im Stundentakt weitergefahren.

Die Buslinien mit den 60er-Nummern sowie die Linie 75 sind auf ihren Hauptachsen alle 15 Minuten im Einsatz, viele andere Busse fahren halbstündlich. Silvester rollen alle Busse und Bahnen nach Sonnabendfahrplan. Es finden keine Verstärkungsfahrten statt.

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Der am 28. Dezember eingeführte Fahrplan bleibt auch Anfang 2021 bestehen. Ab 4. Januar wird zudem die Straßenbahnhaltestelle "Mügelner Straße" in Dresden-Reick mangels Nachfrage nicht mehr bedient.

Titelfoto: Petra Hornig

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