Auftrags-Rekord! Rathaus gibt 320 Millionen Euro aus
Dresden - So viel Geld gabs noch nie! 75 Unternehmen informieren sich am heutigen Donnerstag auf der Vergabekonferenz über die Bauvorhaben der Stadtverwaltung. 320 Millionen Euro schlummern im Auftrags-Pott. Und damit satte 60 Prozent mehr als noch zur letzten Konferenz 2021!
Eines der wichtigsten Vorhaben steht zwischen Loschwitz und Blasewitz: Am Blauen Wunder wurde vergangenes Jahr der mittlere Bereich saniert, nun sollen für den zweiten Teil der Instandsetzung 12 Millionen Euro lockergemacht werden.
Zur Sanierung der Pfeiler unter der Brücke und des Brückenlagers kommt bis 2030 auch die sukzessive Erneuerung der Fahrbahn.
Richtig viel Schotter, 83 Millionen Euro, verteilen die stadteigenen Baumeister der Stesad. Die Mittel verteilen sich über mehrere Projekte, fließen unter anderem in die Sanierung von Schulen und in die Hilfe zur Errichtung von kommunalem Wohnraum.
Davon sollen insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen profitieren.
Dresdner Zoo kann sich freuen
Auch die Städtischen Kliniken brauchen für ihre "Zukunftsvision 2035" viele helfenden Hände. So bekommt das Krankenhaus in der Friedrichstadt vermutlich eine Photovoltaik-Anlage für rund 1,2 Millionen Euro aufs Dach. Eine finale Entscheidung steht aber noch aus.
"Langfristig wollen wir hier auch die psychosomatischen Kliniken zusammenziehen", sagt Wolfram Tschuck (59), Ressortleiter Technik und Wirtschaft bei den Krankenhäusern.
Auf die letzten Entscheidungsschritte bei einem Großprojekt freut sich hingegen das Team vom Dresdner Zoo. Bis zu 2,5 Millionen Euro sollen an einen Landschafts- und Gartenbaubetrieb gehen, der sich um das passende Ambiente am Orang-Utan-Haus kümmert. Erst im November feierten Affe und Mensch hier Richtfest.
Zoo-Chef Karl-Heinz Ukena (52) erklärt: "Wir werden sowohl auf den Preis als auch die Qualität achten. Wichtig ist jetzt, dass wir die heimische Wirtschaft rechtzeitig mit ins Boot holen."
Kommentar: Gerade zur rechten Zeit
Von Lennart Zielke
Dresdens Stadtverwaltung packt die Bazooka aus. 320 Millionen Euro Auftragsvolumen sind am Donnerstag das Thema auf der Vergabekonferenz im Neuen Rathaus. Ein stattliches Sümmchen.
So viel Geld, und das in Zeiten der Not. "Muss das wirklich sein?", dürfte sich der ein oder andere fragen. Schließlich müssen viele Bürger mit Blick auf die steigenden Preise an allen Ecken und Enden sparen.
Ja, muss es. Gerade jetzt. Denn die Spielräume, mehrere langjährige Bauprojekte gleichzeitig zu bearbeiten, werden immer kleiner. Noch sind viele sogenannte Baby-Boomer - die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1969 - im Handwerk beschäftigt und damit auf dem Arbeitsmarkt verfügbar.
Gehen sie in den kommenden Jahren in Rente, kann noch so viel Geld da sein: Es fehlen dann schlichtweg die "ausführenden Organe". Ausreichend Nachwuchs ist bisher nicht in Sicht, je nach Branche bleiben bis zu 50 Prozent der Lehrstellen unbesetzt. Auch qualifizierte Zuwanderung kann angesichts der schieren Masse an Zukunftsrentnern die Probleme nur verkleinern, nicht lösen.
Neben Automatisierung, soweit möglich, ist besonders die Förderung beruflicher Bildung gefragt. In der Schule sollte es schon früh damit losgehen.
Ansonsten heißt die Devise: Lieber jetzt das Geld in die Hand nehmen, zügig bauen und dann die kommenden Jahrzehnte hoffen, dass die sanierten und neugebauten Brücken, Straßen und Häuser auch stehenbleiben.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann/Hendrik Schmidt/dpa