Dresden - Hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratie sind Gründe, warum sich Firmen aus Deutschland verabschieden. Auch in Dresden sind Fälle bekannt. Ist der Standort noch attraktiv?
Im Vergleich zu anderen Kommunen in Sachsen und der Bundesrepublik steht Dresden gut da. Die Elbmetropole profitiert von den Ansiedlungen von Spitzentechnologie-Unternehmen.
Als europaweites Leuchtturmprojekt baut Taiwans Halbleiter-Riese TSMC für zehn Milliarden Euro (die Hälfte davon Subventionen) eine neue Fabrik. Infineon, Bosch und andere erweitern ihre Produktionsstätten. Bis 2030 könnten in der Chip-Industrie weitere 27.000 Arbeitsplätze entstehen.
OB Dirk Hilbert (53, FDP) sieht eine Gelegenheit: Über die sprudelnden Steuereinnahmen möchte er ab 2027 einen Kredit (220 Millionen Euro) finanzieren, mit dem Geld die marode Infrastruktur (Carolabrücke, Königsbrücker, DVB) sanieren.
Doch während bei Neuzugängen die Sektkorken knallen, erfolgen Abschiede und Verlagerungen leise.
Dresdner Traditionsunternehmen "Heine Resistors" zieht es nach Polen
Das Traditionsunternehmen Heine Resistors begann seine Erfolgsgeschichte vor über 120 Jahren mit der Herstellung von Kinotechnik. Heute werden im Firmengebäude in Reick elektrische Leistungswiderstände zusammengebaut - noch.
Zum Jahresende soll damit Schluss sein. Wie ein Mitarbeiter TAG24 verriet, wandern rund 40 Jobs aus der Produktion (Elektriker, Schweißer, Metallbauer) an einen Standort in Polen. Lediglich die Leitungs- und Entwicklungsabteilung (25 Kollegen) bleibt hier.
Der Münchener Mutterkonzern Knorr-Bremse bestätigte auf Nachfrage den Umzug. Die Tochter solle "kosteneffizienter, wettbewerbsfähiger und zukunftssicher" werden, sagte eine Sprecherin. Die Gewerkschaft IG Metall kündigte Widerstand gegen die Pläne an.
Aber nicht jede Firma kann umsiedeln: Vor allem Dresdens Handwerksbetriebe leiden unter den hohen Energie- und steigenden Lohnnebenkosten. "Hier muss die Politik entschieden gegensteuern", fordert HWK-Geschäftsführer Andreas Brzezinski (54).
Wirtschaftsbürgermeister will Abwanderungen verhindern
Verlagerungen wie die von Heine sind kein neues Phänomen.
Im Frühjahr 2024 wurde bekannt, dass der IT-Konzern Tech Mahindra seine Standorte in Dresden und Leipzig (140 Mitarbeiter) schließt.
Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (52, CDU) will solche Schließungen und Abwanderungen verhindern.
Acht davon zählte sein Geschäftsbereich in den vergangenen fünf Jahren. Das ihm unterstellte Amt für Wirtschaftsförderung bietet Firmen daher Beratungen an, um sie zum Bleiben zu bewegen.