Strukturelle Probleme nicht nur bei VW: Treffen der Autobauer gerät zum Krisengipfel
Dresden - Die VW-Krise überschattete das Stelldichein der ostdeutschen Automobilindustrie und der Politik am Mittwoch in Dresden. Tenor: Die Sorgen sind groß, die Probleme noch größer, aber es gibt Lösungsansätze. Eine Grußadresse nach Berlin und Brüssel.
Der Kongress der Autobauerländer Sachsen (VW, BMW, Porsche), Thüringen (Opel) und Brandenburg (Tesla) auf Einladung des Automotive Clusters Ostdeutschland (ACOD) stand passenderweise unter dem Motto "Im Sturm der Transformation".
Was gerade wirtschafts- und energiepolitisch passiere, verunsichere die großen Player und bringe die mittleren und kleineren Unternehmen an ihre Grenzen, sagte die ACOD-Vorstandsvorsitzende und Werkleiterin von BMW in Leipzig, Petra Peterhänsel (58), vor rund 200 Gästen.
Im Autoland Sachsen wirtschaften 780 Unternehmen - Autobauer, Zulieferer, Forschungsinstitute - mit rund 100.000 Beschäftigten (Deutschland: 780 000) und einem Gesamtumsatz von über 20 Mrd. Euro (564 Mrd.).
"Vor uns stehen riesige Herausforderungen", prophezeite Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU), sprach Probleme offensiv an, aber schürte auch die Angst vor einer Deindustrialisierung.
Brandenburgs Wirtschaftsminister äußerte Angst, weiter von Asien abgehängt zu werden
Für Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (68, SPD) ist die Lage "nicht ganz so schlecht wie die Stimmung".
Er argumentierte, Deutschland liege beim Bruttoinlandsprodukt nach wie vor auf Platz drei. Dennoch äußerte er die Sorge, "dass wir von Asien noch weiter abgehängt werden".
In eine regelrechte Verteidigungshaltung verfiel Bernhard Kluttig, im Grün-geführten Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zuständig für Industriepolitik.
"Es ist nicht alles gut. Aber so zu tun, als wäre nichts passiert, ist nur die halbe Wahrheit", sagte er und führte zum Beweis unter anderem das Bürokratieentlastungsgesetz und den Beschleunigungspakt auf.
Petra Peterhänsel stellte eine Reihe an Forderungen
Für den ACOD viel zu dünn. "Wir fordern von europäischen und deutschen Entscheidern mehr Technologieoffenheit, weniger Regularien, Stabilität und Planbarkeit bei den Energiekosten", so Petra Peterhänsel.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann (3), dpa/Jan Woitas