Steuer-Schock in Dresden: Auf Speisekarten schnellen die Preise nach oben!
Dresden - Neue Preise in der Gastro! Seit dem Jahreswechsel sind auch in der Gastronomie wieder - wie vor der Corona - 19 Prozent Mehrwertsteuer auf ihre Lebensmittel fällig, nachdem die Sonderhilfen nach überstandener Pandemie wieder ausgelaufen sind. Dresdens Wirte und ihre Gäste müssen sich darauf einstellen.
Sieben Prozent ade - jetzt sind wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Und die Gastronomen ächzen.
Maik Kosiol (57) betreibt zusammen mit seiner Frau Janet (50) mehrere Restaurants in Dresden. Auch das Italienische Dörfchen, das seit Ende Dezember zu ist: "Die Mehrwertsteuer-Erhöhung ist auch ein wichtiger Grund für die Schließung gewesen", sagt Kosiol.
"Als Gastronomen können wir die Kosten nicht anders abfedern, als über eine Preiserhöhung", so der 57-Jährige. Und wenn sich die Preise um zwölf Prozent erhöhen, befürchte er, dass die Gäste nicht mehr kommen.
Auch der Gencay Döner an der Bautzner musste seine Preise um 30 bis 40 Cent erhöhen. "Einkäufe im Großhandel und die Lieferanten sind teurer geworden", sagt Inhaber Galip Aslan (46).
Auch Restaurant "Delizia" muss sich auf Änderung einstellen
Wirtin Ina Giuffrida (44) sieht dagegen wenig Probleme. Sie betreibt das italienische Restaurant "Delizia" am Weißen Hirsch. 90 Prozent ihrer Gäste sind Stammkunden.
"Die letzten Tage waren wir ausgebucht, wir sind sehr zufrieden", sagt sie. Aber wegen Personalkosten und der Steuererhöhung müsse auch sie 20 bis 30 Cent mehr für einzelne Speisen verlangen.
Der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) fordert, die sieben Prozent für immer zu lassen. Nur so gelinge es, die Kostensteigerungen nicht eins zu eins an die Kunden weiterzugeben.
Der Verband warnt vor Betriebsschließungen und sinkenden Umsätzen. Mehreren tausend Gastrobetrieben könnte die Pleite drohen. In Sachsen allein 570 von rund 7400 Betrieben! Und es könnten mehr werden.
Drei Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich durch Steuer-Anhebung
Laut Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) würden ohne die 19-Prozent-Steuer deutschlandweit jährlich drei Milliarden Euro Steuergeld fehlen.
"Mit dem Ende der Pandemie ist die ursprüngliche krisenbezogene Begründung für die 7-Prozent-Besteuerung von Speisen in Restaurants weggefallen", sagt Friedrich Heinemann vom ZEW.
Für DEHOGA-Geschäftsführerin Ingrid Hartges (64) eine Ungerechtigkeit. Denn: Der Steuersatz für Lieferdienste und Essen to go liegt weiter bei sieben Prozent.
"Essen muss in Deutschland einheitlich mit sieben Prozent besteuert werden", fordert Hartges.
Diese Hilfen gab es während der Pandemie
Die Absenkung des Mehrwertsteuers-Satzes für Lebensmittel von 19 aus 7 Prozent war nur eine von unzähligen Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern gegen coronabedingte Ausfälle: Soforthilfe, Überbrückungshilfen, Neustarthilfen, Fixkostenhilfe, Kinderbonus...
In fast allen Bereichen griff die Regierung Bürgern und Unternehmen mit etlichen Milliarden Euro unter die Arme - die größte Stützungsaktion der bundesdeutschen Geschichte.
Wirte und Hoteliers, die wegen der Pandemie schließen mussten, erhielten etwa zeitweise 75 Prozent ihres Vor-Corona-Umsatzes erstattet - weltweit einmalig!
Der Mehrwertsteuer-Nachlass wurde mehrmals verlängert, allein dadurch entlastete der Staat die Wirte jährlich um drei Milliarden Euro.
Bereits im April 2023 wurde die Pandemie für beendet erklärt, die Hilfe ging weiter. Seit dem 1. Januar dieses Jahres gilt nun wieder die 19-Prozent-Steuer wie vor Corona.
Titelfoto: Montage: Norbert Neumann (2)