So wird jetzt die Gift-Wäscherei von Laubegast gesäubert
Dresden - Noch Jahre nach der Wende stand am Lockwitzbachweg in Laubegast die "Wäscherei Schoof". Tonnen an hochgiftigen Chemikalien versickerten achtlos im Boden - und damit in Lockwitz und Elbe.
Jahr für Jahr pumpt die Stadt seither Giftwasser ab. Weil das noch immer tief im Untergrund sitzt, soll jetzt saniert werden - unter Vollschutz, mit Absaugung und Nebelkanonen.
Zwischen 1920 und 1994 arbeitete 300 Meter von der Elbe entfernt die Wäscherei Schoof.
"Es gab ein Chemikalienlager, das Gift lief aus den Fässern. Zu DDR-Zeiten wurden jeden Abend schubkarrenweise die Flusen der gereinigten Blaumänner in Richtung Lockwitz gekippt", sagt Holger Heiser vom Umweltamt.
Seit Mitte der 90er-Jahre kümmert sich der 60-Jährige um die Schadstoffbeseitigung. 35 Tonnen LCKW, vor allem Tetrachlorethen, wurden bisher aus Boden und Grundwasser rückgewonnen. 200. 000 Euro kostet das pro Jahr.
Beseitigung der Schadstoffe würde noch 40 Jahre dauern
Die Substanz ist stark wassergefährdend und für Menschen giftig. Schlimme Schäden an Leber, Niere, Herz drohen, eine krebserzeugende Wirkung wird vermutet.
Weitere 40 Jahre lang müssten nun noch über 40 Tonnen Gift aus dem Boden gepumpt werden. "Eine immense Menge, so viel hatten wir noch nie, bei keiner Entsorgung in der ganzen Stadt", so Bernd Richter (65), Sachgebietsleiter im Umweltamt.
Um das abzukürzen und weil erstmals Fördermittel zur Verfügung stehen, hat sich die Stadt jetzt zu einer "Gewaltaktion" entschlossen.
Ab Oktober soll zuerst fünf Meter tief der Boden abgetragen werden. Darauf folgen über 100 je zwölf Meter tiefe und 1,20 Meter breite Bohrlöcher eng an eng.
Millionen Euro für Beschleunigung der Reinigung
Die Schutzvorkehrungen dabei sind enorm. Beim Bohren wird permanent die giftige Grubenluft abgesaugt, auch das Wasser wird gereinigt, Arbeiter tragen Vollschutz, mit Nebelkanonen können Schadstoffe gebunden werden, die kontaminierte Erde wird in gasdichten Containern abtransportiert.
Ein SMS-Warnsystem, verbunden mit 15 Messpunkten, alarmiert die Entscheider, die Gegenmaßnahmen (Abdecken, verstärktes Benebeln) treffen können.
Direkten Anwohnern wurde für die Kernzeit eine Hotelunterbringung angeboten. "Es wird meine letzte und meine größte Aufgabe", so Umweltexperte Richter.
Die Kosten: 4,4 Millionen Euro, 80 Prozent zahlt die EU.
Titelfoto: Holm Helis, Jürgen-M. Schulter