"f6" hat ausgequalmt: Tränenreicher Abschied von Dresdens letzter Zigaretten-Fabrik!

Dresden - Ende einer Ära! Vor rund 100 Jahren kam etwa jede vierte deutsche Zigarette aus Dresden. Nun geht auch in der letzten verbliebenen Fabrik der Rauch aus.

Aus für 274 Mitarbeiter: Das Striesener Traditionswerk schließt Mitte 2025 seine letzten Produktionsgebäude.
Aus für 274 Mitarbeiter: Das Striesener Traditionswerk schließt Mitte 2025 seine letzten Produktionsgebäude.  © Petra Hornig

Der US-Tabakriese Philip Morris will seine Produktionsstätte in Striesen in wenigen Monaten schließen. Als die Mitarbeiter informiert wurden, flossen Tränen.

Das Striesener Traditionswerk wurde 1900 gebaut. Es folgten Jahrzehnte, in denen Dresden mit rund 70 Fabriken als Dunsthochburg galt, zahlreiche Bewohner arbeiteten für die Tabakbranche, insbesondere in Striesen und Johannstadt.

Bekannt wurde die Produktionsstätte an der Glashütter und Schandauer Straße fürs Fertigen des Ost-Renners "f6" ab den 60er-Jahren. Nach der Wende übernahm der US-Tabakkonzern Philip Morris International (PMI). Zum Betriebsjubiläum gratulierte als Nichtraucher sogar Dresdens OB Dirk Hilbert (53, FDP).

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Die Amis rüsteten zunehmend vom Glimmstängel auf Tabak um, spezialisierten sich seit 2010 auf Dreh- und Stopftabak in Tüten und Dosen. Bei einer Werksführung vor neun Jahren schafften die hochmodernen, laut dröhnenden Beutelpackmaschinen 160 Tabaktüten pro Minute - laut dem Unternehmen damals Weltrekord.

2015 liefen noch diese "f6"-Zigarettenschachteln vom Band, machten aber bereits nur noch einen geringen Teil der Produktion aus.
2015 liefen noch diese "f6"-Zigarettenschachteln vom Band, machten aber bereits nur noch einen geringen Teil der Produktion aus.  © Petra Hornig

US-Tabakriese Philip Morris: Kippen-Nachfrage seit Jahren rückläufig

Konkurrenz für den Glimmstängel: Immer mehr Raucher nutzen neue Produkte wie E-Zigaretten und Tabak-Erhitzer. (Symbolbild)
Konkurrenz für den Glimmstängel: Immer mehr Raucher nutzen neue Produkte wie E-Zigaretten und Tabak-Erhitzer. (Symbolbild)  © dpa/Sebastian Kahnert

Trotz allem: Die Nachfrage nach den Produkten sei innerhalb Europas seit Jahren rückläufig, teilte das Unternehmen mit. 2019 waren bereits einige nicht mehr benötigte Gebäude (Schandauer Straße) verkauft worden, die dann zu Wohnungen umgebaut wurden.

Nun plant Philip Morris, die Produktion in Dresden Mitte 2025 komplett einzustellen. Die Mitarbeiter wurden am Morgen auf einer Betriebsversammlung informiert. "Es hat keine zehn Minuten gedauert. Die Stimmung war gedrückt, einige haben geweint", sagte ein Arbeiter, der seit über drei Jahrzehnten im Werk arbeitet. "Für viele kam das jetzt doch überraschend."

Laut Unternehmen sind 274 Mitarbeiter betroffen, man wolle allen "faire und sozialverträgliche Lösungen" anbieten.

Auch nach dem Krieg arbeiteten noch zahlreiche Dresdner für die Zigaretten-Branche.
Auch nach dem Krieg arbeiteten noch zahlreiche Dresdner für die Zigaretten-Branche.  © SLUB/Deutsche Fotothek

"Uns ist bewusst, welche Auswirkungen die Umsetzung der Entscheidung auf sie und ihre Familien haben kann", so Jan Otten (47), der für Dresden und Berlin zuständig ist. Auch dort stellt Philip Morris die Produktion in der ersten Jahreshälfte 2025 ein.

Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig

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