Sächsische Traditions-Sattlerei zieht seit 116 Jahren vom Leder!

Dresden - 116 Jahre Handwerkskunst in Dresden! 1906 eröffnete Joseph Schubert in der Wilsdruffer Vorstadt eine Sattlerei. Die zog später nach Gorbitz um, wo sie 1987 Tom Büttner (59) von der Enkelin des Gründers übernahm. Der Sattlermeister führte den Betrieb erfolgreich aus der Mangelwirtschaft, baute das Reitsport-Geschäft aus. Heute trifft das Traditionshandwerk auf die Digitalisierung.
Sattlermeister Tom Büttner (59) übernahm 1987 den Betrieb. Er startete mit vier Mitarbeitern, führt heute 23.
Sattlermeister Tom Büttner (59) übernahm 1987 den Betrieb. Er startete mit vier Mitarbeitern, führt heute 23.  © Norbert Neumann

Im Betrieb an der Kesselsdorfer Straße riecht es nach Leder, auf Werkbänken werden Sättel bearbeitet. Viel läuft dabei schon digital: Während Büttner früher mit Lineal und Schablone die Pferde umständlich vermessen musste, reicht dafür heute sein Smartphone.

Damit scannt der Dresdner den Rücken, speist die Daten in den Computer ein. Eine Maschine stellt dann mit künstlichen Wirbeln die Rückenform nach. So kann Büttner passgenaue Sättel fertigen, das Bindeglied zwischen Ross und Reiter.

"Jeder Sattel ist individuell. Und ein Pferd entwickelt sich, die Muskeln verändern sich", sagt der Meister. Darum sollte einmal im Jahr der Sattel angepasst werden, bis das Pferd zehn Jahre alt ist.

Auf den Werkbänken bearbeiten die Handwerker Sattel, passen die Form an Ross und Reiter an.
Auf den Werkbänken bearbeiten die Handwerker Sattel, passen die Form an Ross und Reiter an.  © Norbert Neumann
Auch ein großer Verkaufsraum mit allerlei Pferde-Utensilien gehört zur Sattlerei dazu.
Auch ein großer Verkaufsraum mit allerlei Pferde-Utensilien gehört zur Sattlerei dazu.  © Norbert Neumann
Die schwedische Vielseitigkeitsreiterin Sara Algotsson-Ostholt (47) nutzte Büttners Sattel bereits bei Olympia.
Die schwedische Vielseitigkeitsreiterin Sara Algotsson-Ostholt (47) nutzte Büttners Sattel bereits bei Olympia.  © privat

Nachfrage stieg während der Corona-Pandemie

Die Sattlerinnung im Jahr 1906 mit Joseph Schubert, der die Dresdner Sattlerei damals gründete.
Die Sattlerinnung im Jahr 1906 mit Joseph Schubert, der die Dresdner Sattlerei damals gründete.  © privat

Bis zu 800 neue Sättel (Arbeitszeit etwa 40 Stunden, Stückpreis bis 5000 Euro) stellen Büttners 23 Mitarbeiter (zwei Azubis) pro Jahr her, passen bis 5000 gebrauchte Sättel an. Fürs Landgestüt Moritzburg, die Polizei-Reiterstaffel, Kremser-Betriebe, Reitvereine, auch Profi-Sportler.

Während sein Betrieb zu DDR-Zeiten an Mangelwirtschaft litt, kann Büttner heute aus dem Vollen schöpfen, bietet im angeschlossenen Geschäft auch Reitsport-Zubehör wie Helme, Stiefel und Hosen an.

Die Nachfrage stieg während der Corona-Pandemie an, aber Büttner blickt ohnehin optimistisch in die Zukunft. Tochter Eva (32) soll in einigen Jahren seine Nachfolge antreten.

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In Dresden gibt es laut Handwerkskammer insgesamt 15 Sattlereien. Am Donnerstag dankte die Innungskrankenkasse IKK classic Tom Büttner für die langjährige Zusammenarbeit mit einem "Gesundheitstag" im Betrieb, brachte dafür Sportgeräte und Smoothies mit.

Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann

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