Streit um Starkstrom-Trasse durch die Gartenstadt: Hellerauer Anwohner dagegen
Dresden - Große Aufregung in Hellerau! SachsenEnergie will eine unterirdische Starkstromleitung durch die denkmalgeschützte Gartenstadt (1909 als erste deutsche Gartenstadt gegründet) verlegen. Anwohner befürchten einen Eingriff in das Flächendenkmal mit ungewissen Folgen. Macht SachsenEnergie einen Rückzieher?

Damit der Strom bis zur Inbetriebnahme der neuen Chipfabriken nicht knapp wird, soll die neue Trasse (Baubeginn: 2026) rund drei Kilometer mitten durch Hellerau führen - den Hirtenweg, Markt, Ruscheweg, die Straßenen Am Talkenberg, Auf dem Sand, Am Pilz, Hoher Weg, Friedersdorfer Weg.
Die Wege verlaufen durch Deutschlands erste Gartenstadt mit Denkmalstatus, sind teils schmal und beidseitig bebaut.
Einige Hellerauer sind erzürnt, darunter Stadtbezirksbeirat René Strietzel (47, CDU) und Tanja Fischer (58) vom Hellerauer Bürgerverein.
"Wir verstehen, dass der Bau der Stromtrasse notwendig ist. Warum muss sie aber unbedingt durchs Wohngebiet verlaufen?", fragen sie. Und schlagen vor, die neue Hochspannungsleitung parallel zur Industriewassertrasse über den Heller zu verlegen, an der SachsenEnergie bereits baut.
Tanja Fischer selbst wohnt in der Straße "Auf dem Sand". Passend, weil die Gartenstadt auf Sand gebaut und für metertiefe Erdarbeiten völlig ungeeignet ist, sagt Mitstreiter Torsten Pötschk (54, FDP).





Kritik der Hellerauer schindet Eindruck bei SachsenEnergie

"Die Erdarbeiten werden die anliegenden Häuser erschüttern. Es ist völlig unklar, welche Schäden dadurch an der Bausubstanz entstehen", warnt er.
SachsenEnergie betont zwar, solche Schäden auszuschließen, indem "besonders erschütterungsarm" gearbeitet, der Baugrund untersucht und Schwingungsmessungen durchgeführt würden.
Doch die Kritik der Hellerauer schindet Eindruck beim Energiekonzern. Der will jetzt tatsächlich erneut prüfen, "ob sich die sogenannte Querspange der Industriewasserleitung für eine Mitverlegung der 110-kV-Trasse eignet", schreibt SachsenEnergie auf TAG24-Anfrage.
Dazu Stadtbezirksbeirat René Strietzel: "Das ist ein wirklich positives Signal. Wir erwarten, dass SachsenEnergie zur Stadtbezirksbeiratssitzung am 31. März verkündet, Abstand von seinen Plänen zu nehmen."
Titelfoto: Petra Hornig