Erster Politiker spricht von Abriss der Gläsernen Manufaktur: "Baut das Kugelhaus wieder auf!"
Dresden - Seit 2002 laufen in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen Autos vom Band. Geht es nach einem Bericht der "Automobilwoche", könnte mit der Produktion der ID.3-Modelle hier bald Schluss sein. Was wird dann aus dem Glaspalast?
Die rund 300 Mitarbeiter des Dresdner Standortes von VW blicken in eine ungewisse Zukunft. Laut Medienberichten soll eine Betriebsversammlung am Donnerstag Licht ins Dunkle bringen.
Doch falls die schwache Nachfrage nach E-Autos aus dem Hause VW anhält, muss sich der Konzern womöglich nach einer alternativen Nutzung des Gebäudes umschauen.
Aus Unternehmenskreisen hieß es gegenüber TAG24, dass es derzeit keine Beschlüsse über eine Einstellung der Produktion gebe.
Viel eher sei es das Ziel, Beschäftigung am Standort zu sichern.
Stadträte haben verschiedene Ideen
Stadtrat Thomas Löser (51), Sprecher für Stadtentwicklung der Grünen-Fraktion, kommentiert: "Für Dresden wäre ein mögliches Aus der Produktion eine traurige Nachricht. Ich wünsche den Beschäftigten, dass sie ihren Job behalten können."
Und: "Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass die Gläserne Manufaktur neben der Produktion auch als Standort für Forschung und Entwicklung infrage käme."
Löser fordert, dass sich die sächsische Landesregierung auf Bundesebene vehementer für eine dauerhafte Förderung von E-Autos durch Umweltboni einsetzt.
Eine andere Idee kommt von Stadtrat Johannes Lichdi (59): "Abreißen und entsiegeln", sagt er. Sein nicht ganz so ernst gemeinter Vorschlag: Das alte Kugelhaus (Baujahr 1928) an selbiger Stelle wiederaufbauen.
Der vorangegangene kugelförmige Stahlgerüstbau diente bis in die 1930er-Jahre als Ausstellungspalast und beherbergte einen Gastronomiebetrieb. Die Nationalsozialisten bezeichneten den Bau als "undeutsch" und "entartete Kunst", ließen das Gebäude zehn Jahre nach der Fertigstellung wieder abreißen.
Hingegen lautet Lichdis Analyse der Gegenwart: "Es ist eine Mahnung, dass sich die Stadt nicht auf hochfliegende Ideen von Großinvestoren verlassen sollte."
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, Holm Helis