Neue Pläne für den alten Leipziger Bahnhof: Aber was wird mit den derzeitigen Nutzern?
Dresden - Wie soll es mit dem Gelände am Alten Leipziger Bahnhof (1839 als Endpunkt der ersten deutschen Ferneisenbahnlinie eröffnet) weitergehen?
Über diese Frage wird seit Jahren diskutiert. Während "Globus" als einstigem Eigentümer und die Stadt über einen Tausch verhandelten und zuletzt die Idee eines Jüdischen Museums an dem historischen Ort aufkam, erwachte die riesige Brachfläche zu neuem Leben.
Nun befürchten viele der Nutzer, bei der weiteren Entwicklung keine Rolle zu spielen und weichen zu müssen.
Davon betroffen wären die etwa 25 Bewohner des Wagenplatzes Schotter und Gleise, dem bislang einzigen in Dresden. Hier leben Studenten, Altenpfleger, Ingenieure und Künstler, die sich bewusst für diese Art zu wohnen entschieden haben.
Zu ihnen gehört auch Richard Brenner (39), der erst letztes Jahr mit seinem Wagen aus Leipzig nach Dresden umgezogen ist und als Schiffstechniker bei Mission Lifeline arbeitet.
Für einen solchen Umzug sei sein Wagen innerhalb einer Stunde startbereit. Das ist für Brenner einer der Vorteile dieser Art zu leben.
"So habe ich meine Arbeit, mein Zuhause und meinen Hund immer dabei", sagt er. Mit 24 Quadratmetern ist sein fahrbares Zuhause, das im ersten Leben ein Pferdelaster war, auch ziemlich geräumig.
Areal für viele ein Ort zum Arbeiten
Auch Filmemacher Martin Zech (34) lebt seit drei Jahren auf dem Gelände. Er hofft, dass das so bleiben kann. "Wir würden uns sehr freuen, wenn sich für uns irgendwo eine Ecke findet", erzählt er.
Neben einem Zuhause ist das weitläufige Areal für viele auch ein Ort zum Arbeiten geworden. In dem ehemaligen Fernmelde-Gebäude der Reichsbahn direkt neben dem Wagenplatz haben sich in den vergangenen sieben Jahren Künstler mit der "Hanse 3" ihren Kreativraum geschaffen. Der Verein habe etwa 40 Mitglieder, sagt Vorstand David Adam (51).
"Etwa 60 Prozent der Nutzer sind bildende Künstler und 30 Prozent Musiker. Außerdem gibt es noch Puppenspieler und ein Improtheater", erklärt der Künstler. Sie alle können das Gebäude dank Globus quasi mietfrei nutzen.
Dass das nicht dauerhaft so funktionieren wird, ist ihnen bewusst. Ihr Wunsch wäre eine Basissanierung des Gebäudes und die Möglichkeit, die Räume für einen bezahlbaren Betrag zu mieten. "Für einen Künstler, der ein Atelier braucht und dort allein arbeiten will, sind Mieten von 12 Euro pro Quadratmeter nicht zu bezahlen", sagt Adam.
"Wir erarbeiten eine Konzeption für eine kulturelle Nutzung", erzählt der Vereinschef. Seine Hoffnung ist, dass sein Verein die Chance bekommt, die auch umsetzen zu können.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel