Nebenkosten-Schock! Dresdner sollen sich die Miete selbst erhöhen

Dresden - Die Furcht vor steigenden Betriebskosten infolge der explodierten Energiepreise hat Dresdens Vermieter erreicht. Sie bitten Zehntausende Mieter, ihre monatlichen Vorauszahlungen und damit die Warmmiete zu erhöhen, teils um mehr als die Hälfte. So sollen horrende Nachzahlungen von mehreren Hundert Euro vermieden werden.

Unter anderem die WG Aufbau-Mieter am Ulberndorfer Weg in Gruna wurden via Hausanhang gebeten, ihre Vorauszahlungen zu erhöhen.
Unter anderem die WG Aufbau-Mieter am Ulberndorfer Weg in Gruna wurden via Hausanhang gebeten, ihre Vorauszahlungen zu erhöhen.  © Norbert Neumann

Schon seit vergangenem Jahr ziehen die Preise insbesondere für Fernwärme (Heizung und Warmwasser) an. Gas kostet teils dreimal so viel, der Ukraine-Krieg verschärft die Entwicklung sogar noch.

Für Mieter wird also bereits das vergangene, aber insbesondere das aktuelle Verbrauchsjahr teurer. Die Abrechnung dafür kommt aber erst im kommenden Jahr.

"Hochrechnungen haben ergeben, dass - in Abhängigkeit von der Wohnungsgröße - Nachzahlungen allein bei den Heizkosten zwischen 450 und 960 Euro je Wohnung drohen", sagt Michael Reichel (53), Vorstand der Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft (8700 Wohnungen).

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"Um unsere Mitglieder und Mieter vor einer hohen Nachzahlung zu bewahren, bieten wir an, bereits zum 1. Mai die Vorauszahlung für die warmen Betriebskosten pauschal um 60 Prozent anzupassen."

Sicher fürchten die Vermieter auch Zahlungsausfälle, steuern dem lieber jetzt entgegen.

Mieter gespalten, ob Erhöhung der Zahlungen sinnvoll ist

Mieter Andreas Martin (69, oben) wartet lieber auf die Abrechnung, teilte er TAG24-Reporter Hermann Tydecks (38) mit. Mieter Stefan Lauritsch (44, kleines Foto) will dem Wunsch seines Vermieters folgen und seine monatlichen Vorauszahlungen freiwillig erhöhen.
Mieter Andreas Martin (69, oben) wartet lieber auf die Abrechnung, teilte er TAG24-Reporter Hermann Tydecks (38) mit. Mieter Stefan Lauritsch (44, kleines Foto) will dem Wunsch seines Vermieters folgen und seine monatlichen Vorauszahlungen freiwillig erhöhen.  © Montage: Norbert Neumann (2)

Die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (7800 Wohnungen) habe allen Mietern via Hausaushang "dringend dazu geraten, ihre monatlichen Vorauszahlungen für Warmwasser und Heizkosten zu verdoppeln", so eine Sprecherin.

Vonovia (38.000 Wohnungen) bietet ebenfalls Anpassungen nach oben an. Die Wohnungsgenossenschaft Aufbau (17.000 Wohnungen) empfiehlt Mietern, 50 Cent pro Quadratmeter mehr zu zahlen. Macht bei 60 Quadratmetern also 30 Euro mehr im Monat (360 Euro pro Jahr).

"Wir werden das machen, dann gibt es keine böse Überraschung", sagt Mieter Stefan Lauritsch (44) in Gruna.

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Nachbar Andreas Martin (69) lehnt ab: "Ich sehe das nicht ein, musste noch nie nachzahlen. Ich versuche lieber, Heizkosten zu sparen, ziehe eine Jacke an", sagt der frühere Maurer.

Das darf er auch: Einen gesetzlichen Anspruch, die Vorauszahlungen frühzeitig zu erhöhen, haben Vermieter nicht.

Sind höhere Vorauszahlungen verpflichtend?

Vor allem die Heizkosten sind massiv gestiegen.
Vor allem die Heizkosten sind massiv gestiegen.  © IMAGO/imageBROKER/Lilly

Der Vermieter kann die monatlichen Vorauszahlungen erhöhen, wenn eine Betriebskostenabrechnung vorliegt, die das rechtfertigt. Soll bereits vorab mehr gezahlt werden, geht das aber nur einvernehmlich.

Laut Mieterverein Dresden und Umgebung könne das im Einzelfall durchaus sinnvoll sein. Letztlich müsse sich ein Mieter die Frage stellen, ob er sich selbstständig auf Nachzahlungen vorbereiten oder dem Vermieter vorab freiwillig eine höhere Vorauszahlung leisten möchte.

Nicht zulässig ist ein Fall aus Coswig, wo ein Vermieter seine Mieter aufforderte, erhöhte Vorauszahlungen zu leisten.

Titelfoto: Montage: IMAGO/imageBROKER/Lilly, Norbert Neumann (2)

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