Mittlerweile eine Rarität: Hier baut Dresden noch Wohnungen

Dresden - Eines der größten Bauprojekte in der Innenstadt startet nach gut dreijähriger Bauzeit in die Vermietung: Das neue "Quartier Schützengarten" am Bahnhof Mitte bietet 403 Mietwohnungen in sieben Häusern. Es war eines der letzten Projekte, die noch vor Beginn der Baukrise gestartet waren. Seitdem lassen die Unternehmen den Neubau ruhen - mit einer Ausnahme.

Vermietung gestartet: Das neue "Quartier Schützengarten" an der Könneritzstraße/Jahnstraße mit 403 Mietwohnungen in sieben Gebäuden ist so gut wie fertig.
Vermietung gestartet: Das neue "Quartier Schützengarten" an der Könneritzstraße/Jahnstraße mit 403 Mietwohnungen in sieben Gebäuden ist so gut wie fertig.  © Steffen Füssel

Wo bis 2019 das DDR-Bürogebäude des VEB Energiebau Radebeul an der Könneritzstraße stand, ist nun auf 50.000 Quadratmetern ein modernes Wohnquartier gewachsen. Alle Ein- bis Fünfraumwohnungen verfügen über Balkon oder Terrasse, Einbauküche, Echtholzparkett. Auch Aufzüge und Tiefgaragen-Stellplätze gibt es.

Im November könnten die ersten Bewohner einziehen, wenn sie sich die Miete leisten können: Eine Zweiraumwohnung (45 Quadratmeter) kostet laut Inserat warm gut 800 Euro, für vier Zimmer (93 Quadratmeter) werden um die 1600 Euro fällig. Zuständig ist Projektentwickler BUWOG, eine Vonovia-Tochter.

Genossenschaften wie die Eisenbahner (EWG) verzichten angesichts hoher Baukosten trotz vorhandener Grundstücke schon seit 2022 auf Neubauten, warten auf höhere Fördergelder. Auch Vonovia lässt laut Sprecher Matthias Wulff (48) aktuell die Pläne in der Schublade, etwa für einen Neubau an der Nicolaistraße (Johannstadt) mit 300 Wohnungen.

"f6" hat ausgequalmt: Tränenreicher Abschied von Dresdens letzter Zigaretten-Fabrik!
Dresden Wirtschaft "f6" hat ausgequalmt: Tränenreicher Abschied von Dresdens letzter Zigaretten-Fabrik!

Dabei werden Behausungen mit Blick auf Dresdens Wachstum dringend benötigt. Bis 2028 bräuchte die Stadt rund 4500 neue Wohnungen pro Jahr, teilte am Mittwoch das Pestel-Institut mit, das sich auf den Wohnungsmarkt spezialisiert hat. Doch bis auf ein geplantes Studenten-Wohnheim (Südvorstadt) und die Eigenheim-Siedlung (135 Häuser) in Leubnitz-Neuostra realisiert kaum ein Bauträger neue Projekte - mit Ausnahme der städtischen Wohnungsbaugesellschaft "Wohnen in Dresden" (WiD).

Bagger erledigen am Eingang des Schützengartens noch Restarbeiten.
Bagger erledigen am Eingang des Schützengartens noch Restarbeiten.  © Steffen Füssel
An der Moritzburger Straße in Pieschen sollen bis Ende kommenden Jahres 29 Sozialwohnungen fertig werden.
An der Moritzburger Straße in Pieschen sollen bis Ende kommenden Jahres 29 Sozialwohnungen fertig werden.  © Thomas Türpe
Baustart dank Extra-Zuschuss: Im Juni konnte das WiD-Projekt an der Braunsdorfer Straße in Löbtau beginnen, wo 26 Sozialwohnungen entstehen.
Baustart dank Extra-Zuschuss: Im Juni konnte das WiD-Projekt an der Braunsdorfer Straße in Löbtau beginnen, wo 26 Sozialwohnungen entstehen.  © Thomas Türpe

WiD will gerne bauen, kann aber nicht

Claudia Herzog (44) von der Wohnungsbaugesellschaft "Wohnen in Dresden" (WiD).
Claudia Herzog (44) von der Wohnungsbaugesellschaft "Wohnen in Dresden" (WiD).  © WiD

"Wir bauen derzeit an drei Standorten, wobei bei allen zusätzliche Eigenmittel notwendig waren, um die Finanzierung vollständig darzustellen", sagt Sprecherin Claudia Herzog (44).

So hatte der Stadtrat im März noch 1,7 Millionen Euro extra lockergemacht, damit die Neubauten an der Braunsdorfer Straße (Löbtau, 26 Wohnungen) und Schönaer Straße (Großzschachwitz, 28 Wohnungen) doch noch errichtet werden können. Beide sollen bis Juni 2026 fertig werden.

Im vergangenen Sommer startete der Bau an der Moritzburger Straße (Pieschen, 29 Wohnungen), der bis Ende 2025 fertig werden soll.

Mehr als 30.000 Jobs: Was der Chip-Effekt für Dresden bedeutet
Dresden Wirtschaft Mehr als 30.000 Jobs: Was der Chip-Effekt für Dresden bedeutet

"Für weitere knapp 400 Wohnungen liegen Baugenehmigungen vor, ein Baubeginn ist jedoch unter den aktuellen Rahmenbedingungen ohne zusätzliches Geld nicht möglich", bedauert Herzog.

Titelfoto: Steffen Füssel

Mehr zum Thema Dresden Wirtschaft: