Mittlerweile eine Rarität: Hier baut Dresden noch Wohnungen
Dresden - Eines der größten Bauprojekte in der Innenstadt startet nach gut dreijähriger Bauzeit in die Vermietung: Das neue "Quartier Schützengarten" am Bahnhof Mitte bietet 403 Mietwohnungen in sieben Häusern. Es war eines der letzten Projekte, die noch vor Beginn der Baukrise gestartet waren. Seitdem lassen die Unternehmen den Neubau ruhen - mit einer Ausnahme.
Wo bis 2019 das DDR-Bürogebäude des VEB Energiebau Radebeul an der Könneritzstraße stand, ist nun auf 50.000 Quadratmetern ein modernes Wohnquartier gewachsen. Alle Ein- bis Fünfraumwohnungen verfügen über Balkon oder Terrasse, Einbauküche, Echtholzparkett. Auch Aufzüge und Tiefgaragen-Stellplätze gibt es.
Im November könnten die ersten Bewohner einziehen, wenn sie sich die Miete leisten können: Eine Zweiraumwohnung (45 Quadratmeter) kostet laut Inserat warm gut 800 Euro, für vier Zimmer (93 Quadratmeter) werden um die 1600 Euro fällig. Zuständig ist Projektentwickler BUWOG, eine Vonovia-Tochter.
Genossenschaften wie die Eisenbahner (EWG) verzichten angesichts hoher Baukosten trotz vorhandener Grundstücke schon seit 2022 auf Neubauten, warten auf höhere Fördergelder. Auch Vonovia lässt laut Sprecher Matthias Wulff (48) aktuell die Pläne in der Schublade, etwa für einen Neubau an der Nicolaistraße (Johannstadt) mit 300 Wohnungen.
Dabei werden Behausungen mit Blick auf Dresdens Wachstum dringend benötigt. Bis 2028 bräuchte die Stadt rund 4500 neue Wohnungen pro Jahr, teilte am Mittwoch das Pestel-Institut mit, das sich auf den Wohnungsmarkt spezialisiert hat. Doch bis auf ein geplantes Studenten-Wohnheim (Südvorstadt) und die Eigenheim-Siedlung (135 Häuser) in Leubnitz-Neuostra realisiert kaum ein Bauträger neue Projekte - mit Ausnahme der städtischen Wohnungsbaugesellschaft "Wohnen in Dresden" (WiD).
WiD will gerne bauen, kann aber nicht
"Wir bauen derzeit an drei Standorten, wobei bei allen zusätzliche Eigenmittel notwendig waren, um die Finanzierung vollständig darzustellen", sagt Sprecherin Claudia Herzog (44).
So hatte der Stadtrat im März noch 1,7 Millionen Euro extra lockergemacht, damit die Neubauten an der Braunsdorfer Straße (Löbtau, 26 Wohnungen) und Schönaer Straße (Großzschachwitz, 28 Wohnungen) doch noch errichtet werden können. Beide sollen bis Juni 2026 fertig werden.
Im vergangenen Sommer startete der Bau an der Moritzburger Straße (Pieschen, 29 Wohnungen), der bis Ende 2025 fertig werden soll.
"Für weitere knapp 400 Wohnungen liegen Baugenehmigungen vor, ein Baubeginn ist jedoch unter den aktuellen Rahmenbedingungen ohne zusätzliches Geld nicht möglich", bedauert Herzog.
Titelfoto: Steffen Füssel