Mehr Konflikte am Beckenrand: Warum ist dieses Dresdner Freibad so unbeliebt?
Dresden - Nach einer Umfrage, die jüngst von den Dresdner Bäderbetrieben veröffentlicht wurde, erhält das Freibad Cotta die schlechteste Bewertung, erreicht gerade mal 28,3 von 100 Punkten. Was läuft falsch im traditionsreichen "Hebbelbad", das 1913 seine ersten Badegäste empfing?
Wer hier mittags eine Eintrittskarte kauft, kann sich die Umfrageergebnisse nicht erklären. Das erst 2013 renovierte Bad ist modern eingerichtet und technisch auf dem neuesten Stand.
Das Wasser glitzert im Sonnenlicht, die grüne Liegewiese lädt zum Faulenzen ein. An der Imbissbude gibt es von Pommes bis Slusheis alles, was das Herz begehrt.
Mancher Gast kommt von weit her: Familie Schlenkrich aus Putzkau in der Oberlausitz legte ganze 56 Kilometer zurück, um dem Bad einen Besuch abzustatten. Ihr Eindruck ist positiv: "Es ist wunderbar hier, sehr ruhig. Nur mehr Sitzmöglichkeiten fehlen."
Rentner Christoph Stempel (71) schwimmt seit sieben Jahren seine Bahnen in Cotta, würde sich frühere Öffnungszeiten wünschen - lobt zugleich Wasserqualität und Personal.
Die Bäderbetriebe reagierten auf die Probleme
Doch es gibt auch andere Konflikte. "Das Bad liegt mitten im sozialen Brennpunkt, das Einzugsgebiet reicht bis nach Gorbitz. Die Kundschaft ist teils schwierig", gibt Badleiter Robert Lehne (50) unumwunden zu.
Gesellschaftliche Veränderungen bekommt er vom Beckenrand aus mit. "Wir haben es in den letzten Jahren mit Gewaltkonflikten, Diebstählen und sexuellen Belästigungen zu tun gehabt. Die Polizei war oft da."
Die Bäderbetriebe reagierten auf die Probleme: Seit 2016 informiert eine Infotafel am Eingang auf Deutsch, Englisch und Arabisch über die Verhaltensregeln im Freibad, 2022 wurde Security eingestellt, 2023 Videokameras installiert.
"Das war zwingend notwendig. Die Schwierigkeiten fangen meist am Nachmittag an", so Badleiter Lehne.
Eine übertriebene Reaktion?
Nachmittags wurde auch Verkäuferin Mandy (39) schon belästigt - seit 35 Jahren treue Besucherin des Freibads: "Ich wurde unter Wasser unsittlich berührt, auf der Wiese als Schl**** beschimpft. Dabei hatte ich nur darum gebeten, dass die Musik leiser gedreht wird."
Nach den negativen Erfahrungen will sie ihre Tochter nicht mehr alleine schwimmen lassen, fährt am Wochenende lieber in ländliche Bäder.
Eine übertriebene Reaktion? Rentner Christoph Stempel sagt: "Ich nehme nicht viel Gewalt im Freibad Cotta wahr." Doch zur Stoßzeit ab 15 Uhr ist er längst nicht mehr im Bad. Bäder-Sprecher Lars Kühl (49) allerdings sieht es genauso wie Stempel, betont, dass Belästigungen oder Randale in Cotta keineswegs auf der Tagesordnung stünden.
Sein Fazit zur Umfrage ist ebenfalls gelassen: "Das Freibad Cotta ist nicht unbeliebt. Andere Bäder sind einfach beliebter."
Titelfoto: Fotomontage: Petra Hornig