Im Dresdner GSK-Werk läuft die Produktion: Gas und Eier gefährden Grippe-Impfstoff!
Dresden - Die Grippe-Saison steht vor der Tür. Die EU hat deshalb schon vor Wochen bei GlaxoSmithKline (GSK) 85 Millionen Impfdosen des Grippe-Impfstoffs Adjupanrix bestellt. Aber ohne Gas würde die Produktion im Dresdner Werk stillstehen. Ohne Eier auch.
Die aktuelle Energiekrise schlägt auch bei GSK voll ins Kontor. Mit einem Energieverbrauch von mehr als 45.000 Megawattstunden und Kosten von 5,4 Mio. Euro ist GSK in Sachsen einer der Energiegroßverbraucher. Bis 2021 konnten die steigenden Kosten noch aufgefangen werden.
"Seitdem sind Mehrkosten von einer Million Euro aufgelaufen", so André Petters, GSK-Manager Energie. Das Unternehmen hat reagiert, neue Wärmeerhitzer angeschafft und ersetzt zunehmend Gas durch Öl. "Aber ohne Gas können wir nicht weiterproduzieren", so Standortleiterin Jacqueline Schönfelder (49).
Das Dresdner Werk stellt in Spitzenzeiten mit bis zu 1000 Mitarbeitern Impfstoffe gegen die Grippe (Influenza), außerdem gegen Hepatitis her.
Momentan laufen die letzten Chargen des aktuellen Influenza-Impfstoffs für den Bedarf auf der Nordhalbkugel. Jeweils ab Februar des Jahres wird für die Nordhalbkugel produziert, insgesamt 60 Mio. Grippe-Impfstoffdosen jährlich.
Das "Rezept" für die jeweilige Grippe-Saison kommt direkt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Ukraine-Krieg und Energiekrise bereiten dem Dresdner Standort Sorgen
Ein weiterer Knackpunkt ist die Geflügelpest. Denn die Impfstoffe werden aus Hühnereiern gewonnen. Der Bedarf ist mit 70 Mio. Eiern pro Jahr hoch.
Produziert werden sie unter anderem in Sachsen, Brandenburg, Bayern und den Niederlanden. Bei einem der Ställe musste der gesamte Bestand wegen der Geflügelpest gekeult werden.
Weit mehr Sorgen macht man sich am Dresdner Standort aktuell um den Ukraine-Krieg und die Energiekrise. Der Wille der Staatsregierung, zu helfen, ist groß, die Möglichkeiten überschaubar, die Skepsis deutlich.
"Wir werden das Vorkriegsniveau bei Gas sicherlich nicht mehr erreichen. Aber das, was wir jetzt haben, ist toxisch", so Wirtschaftsminister Martin Dulig (48, SPD) bei einem Vor-Ort-Besuch.
Titelfoto: Thomas Türpe