Jeder dritter Glaswerker muss gehen: Jetzt hängt es an Edeka!

Freital - Nach der Insolvenzanmeldung verliert in der Freitaler Glashütte jeder dritte Mitarbeiter seinen Job. Ob die Sanierung in Eigenregie gelingen kann, hängt wohl auch vom Handelskonzern Edeka ab.

Von der Insolvenz der Glashütte Freital erfuhren die Mitarbeiter am Mittwoch.
Von der Insolvenz der Glashütte Freital erfuhren die Mitarbeiter am Mittwoch.  © Norbert Neumann

In der Belegschaftsversammlung am Mittwoch war noch von 30 Mitarbeitern die Rede, die dem harten Sanierungskurs in der Glashütte zum Opfer fallen. Am Freitag kommunizierte ein von der Geschäftsführung als Insolvenzberater engagierter Rechtsanwalt, dass im Zuge der Kostenreduzierung von den aktuell 125 Mitarbeitern am Ende wohl nur 85 weiterbeschäftigt werden können.

Neben den gestiegenen Energiekosten hat den Freitaler Glaswerkern auch ein Preisverfall das Genick gebrochen.

Nachdem auch große Anbieter wie etwa der US-Glas-Multi Owens-Illinois wegen schwächelnder Nachfrage Schmelzwannen in Europa stilllegen mussten, habe es einen Preiskampf gegeben, berichtet ein Branchen-Insider.

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Die Preise für Behälterglas seien um etwa zehn Prozent gesunken.

Glashütte Freital: Hoffnung dank Edeka

Der deutsche Glasmarkt kämpft mit Anbietern aus dem Ausland.
Der deutsche Glasmarkt kämpft mit Anbietern aus dem Ausland.  © Norbert Neumann

Deutsche Kleinserien-Hersteller wie Freital könnten angesichts der horrenden Energiepreise hierzulande diese Preisentwicklung nicht mitgehen, so der Insider. Auch die Glasbranche in der Lausitz sei deshalb in schwere See geraten.

Erst im Januar hatte der um seine Glaswerke in Drebkau und Tschernitz bangende Landrat des Spree-Neiße-Kreises, Harald Altekrüger (69, CDU), einen Brandbrief an die Bundesregierung geschrieben.

In den deutschen Glas-Markt drängen jetzt immer mehr Anbieter aus Frankreich, die mit billigem Atomstrom produzieren, auch aus Polen und der Türkei.

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Zum lebenserhaltenden Hoffnungsschimmer für Freital könnte Edeka werden.

Wie aus der Belegschaft zu erfahren war, ist das Management seit Längerem in Verhandlungen mit dem Handelskonzern - es geht um die Herstellung von Glasverpackungen für Edeka-Eigenmarken.

Da aber bis heute noch keine Prototypen angefertigt wurden, befürchten die Mitarbeiter, dass sich der Handelsriese inzwischen einen preiswerteren Anbieter an Bord geholt haben könnte. Die Fragen von TAG24 an die Geschäftsleitung der Glashütte blieben bislang unbeantwortet.

Titelfoto: Norbert Neumann

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