Erste Jobmesse für Kriegsflüchtlinge: Was ist das größte Problem bei Ukrainern?

Dresden - Rund 8500 ukrainische Kriegsflüchtlinge leben in der Stadt. Viele wollen arbeiten. Auf Dresdens erster Jobmesse für Ukrainer trafen sie auf einheimische Arbeitgeber, die zahlreiche offene Stellen besetzen wollen.

Recruiter Felix Krackau (34) informierte am Infineon-Stand die Kriegsflüchtlinge Margarita Fedoruk (23, r.) und Anastasiia Ustymenko (25).
Recruiter Felix Krackau (34) informierte am Infineon-Stand die Kriegsflüchtlinge Margarita Fedoruk (23, r.) und Anastasiia Ustymenko (25).  © Ove Landgraf

In Dresden gibt es allein über die Arbeitsagentur 5700 offene Jobangebote. "Wir haben einen hohen Fachkräftebedarf in allen Bereichen", sagte OB Dirk Hilbert (50, FDP) auf der Jobmesse. Im World Trade Center informierten am gestrigen Montag 42 Arbeitgeber, suchten Bewerber.

Über 100 Jobs hat etwa Chip-Riese Infineon in Dresden (3000 Mitarbeiter) zu vergeben. "Generell gibt es nur wenige qualifizierte Bewerber auf dem Arbeitsmarkt. Wir suchen hier Fachkräfte für die Produktion, Qualitätskontrolle, Fehlersuche", so Recruiter Felix Krackau (34). Auch Quereinstiege seien möglich.

Lebensmittelhändler Konsum sucht Mitarbeiter, die Waren wie Obst und Gemüse verarbeiten und einräumen können, vergibt Teilzeit- und auch 450-Euro-Minijobs.

Millionen-Nachschlag fürs Personal: Rathaus muss Gehaltserhöhungen zahlen!
Dresden Wirtschaft Millionen-Nachschlag fürs Personal: Rathaus muss Gehaltserhöhungen zahlen!

"Wir haben bereits erste Kräfte, die wir einarbeiten, führen Schnuppertage durch", sagt Personalerin Birgit Rohe (55). Auch Einsätze an der Kasse seien mit entsprechenden Sprachkenntnissen möglich.

Andrang am Konsum-Stand, wo sich viele Ukrainer über Jobs informierten.
Andrang am Konsum-Stand, wo sich viele Ukrainer über Jobs informierten.  © Ove Landgraf
Konsum-Abteilungsleiterin Denise Bridszuhn (35) kümmert sich um Obst und Gemüse. Auch für solche Tätigkeiten sucht der Lebensmittelhändler Mitarbeiter.
Konsum-Abteilungsleiterin Denise Bridszuhn (35) kümmert sich um Obst und Gemüse. Auch für solche Tätigkeiten sucht der Lebensmittelhändler Mitarbeiter.  © Ove Landgraf

Das größte Hindernis für Flüchtlinge stellt die Sprach-Barriere dar

Svetlana Chumak (42) floh mit ihren zwei Kindern aus der Ukraine, sucht nun eine Arbeit in Dresden.
Svetlana Chumak (42) floh mit ihren zwei Kindern aus der Ukraine, sucht nun eine Arbeit in Dresden.  © Ove Landgraf

Die Sprach-Barriere ist (noch) das größte Hindernis, auf der Messe helfen Dolmetscher. "Bei uns können nur Leute anfangen, die Deutsch sprechen können", sagt Personalleiterin Claudia Lehmann-Uthe (51) vom städtischen Klinikum. "Die Patienten müssen ja verstanden werden." Benötigt werden Ärzte, aber auch Kräfte für die Grundpflege (Waschen, Einkleiden, Essen reichen).

Svetlana Chumak (42) floh mit ihren beiden Kindern nach Dresden. "Ich habe immer gearbeitet, in der Ukraine als Buchhalterin. Ich kann mir auch einen Job in der IT vorstellen. Ich habe mich für einen Sprachkurs angemeldet, will schnell Deutsch lernen", sagt sie.

Margarita Fedoruk (23) arbeitete in ihrer Heimat als Fotografin. "Ich bin offen für alles."

Philip Morris will Dresdner Zigarettenfabrik dichtmachen: So viele Mitarbeiter sind betroffen
Dresden Wirtschaft Philip Morris will Dresdner Zigarettenfabrik dichtmachen: So viele Mitarbeiter sind betroffen

Backhaus-Geschäftsführer Tino Gierig (52): "Über den Andrang und die interessierten Ukrainer bin ich positiv überrascht. Wir suchen Kräfte für Verkauf, Service, Küchenhilfe. Ich bin überzeugt, dass wir einige Jobs vergeben können."

Dresdens erste Jobmesse für ukrainische Geflüchtete fand am gestrigen Montag im World Trade Center statt.
Dresdens erste Jobmesse für ukrainische Geflüchtete fand am gestrigen Montag im World Trade Center statt.  © Ove Landgraf
OB Dirk Hilbert (50, FDP) sprach auf der Jobmesse.
OB Dirk Hilbert (50, FDP) sprach auf der Jobmesse.  © Ove Landgraf

Rund 100.000 Stellen offen

Nach einer Prognose der sächsischen Staatsregierung verliert der Freistaat bis 2030 über acht Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung, insgesamt rund 180.000 Arbeitskräfte.

"Wir brauchen in allen Branchen gebündelte Initiativen von Staat, Gesellschaft, Industrie und Handwerk zur Anwerbung ausländischer Fachkräfte, um unseren Wohlstand zu sichern", mahnt deshalb der sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth (72, CDU).

Die Krise ist schon da: Nach Angaben von IHK und den Handwerkskammern kommen aktuell auf 1000 Beschäftigte 64 offene Stellen. Das entspricht etwa 100.000 freien Stellen in sächsischen Firmen.

Titelfoto: Montage: Ove Landgraf (2)

Mehr zum Thema Dresden Wirtschaft: