Jobmesse speziell für Flüchtlinge: Hier suchen Dresdner Chefs nach neuen Mitarbeitern

Dresden - Arbeitnehmer und Arbeitgeber gesucht! Bereits zum dritten Mal richteten am gestrigen Mittwoch Arbeitsagentur, Jobcenter und Amt für Wirtschaftsförderung gemeinsam eine Jobmesse für Geflüchtete aus. Diesmal ganz egal aus welchem Herkunftsland. Knapp 30 Aussteller aus den verschiedensten Branchen waren im WTC dabei und stießen auf großes Interesse.

Die Resonanz für die Interkulturelle Jobmesse im WTC war groß.
Die Resonanz für die Interkulturelle Jobmesse im WTC war groß.  © Holm Helis

"Ich bin regelrecht begeistert, wie viele Menschen hier sind. Schon vor dem eigentlichen Start standen die Menschen draußen vor der Tür und haben darauf gewartet, dass es losgeht", freute sich Arbeitsagentur-Chefin Gerlinde Hildebrand (61).

Über Plakate, Einladungen oder verschiedenste Netzwerke hatte ihre Behörde in den vergangenen Wochen auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht.

Auch Stefan Wenzel (42) vom Amt für Wirtschaftsförderung zeigte sich zufrieden. "Die Arbeitgeber haben erkannt, dass es ohne ausländische Mitarbeiter nicht geht."

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Und in der Tat schwebte das Damoklesschwert Fachkräftemangel am Mittwoch über vielen Ständen der Aussteller.

Immer wurde der als Motiv Nummer eins genannt, warum man sich an diesem Mittwoch im Foyer des WTC auf Mitarbeitersuche begab.

Sprache oft große Hürde beim Finden der neuen Arbeitsplätze

Anastasiia (27, l.) und Diana (33) stammen aus der Ukraine. Bevor sie nach Deutschland kamen, waren sie Ärztin und Assistentin der Geschäftsführung. Jetzt wollen sie schnell alle für den Jobmarkt nötigen Sprachabschlüsse machen.
Anastasiia (27, l.) und Diana (33) stammen aus der Ukraine. Bevor sie nach Deutschland kamen, waren sie Ärztin und Assistentin der Geschäftsführung. Jetzt wollen sie schnell alle für den Jobmarkt nötigen Sprachabschlüsse machen.  © Holm Helis
Stefan Wenzel (42) vom Amt für Wirtschaftsförderung erklärt dem Ehepaar Moska (25) und Pardis (26) aus Afghanistan, was es auf der Messe zu sehen gibt.
Stefan Wenzel (42) vom Amt für Wirtschaftsförderung erklärt dem Ehepaar Moska (25) und Pardis (26) aus Afghanistan, was es auf der Messe zu sehen gibt.  © Holm Helis
Infineon-Mitarbeiterin Mariia (31, l.) stammt aus der Ukraine und war für viele Menschen aus der Region ein wichtiger Ansprechpartner. Dresdens Arbeitsagentur-Chefin Gerlinde Hildebrand (61) zeigte sich mit der Resonanz sehr zufrieden.
Infineon-Mitarbeiterin Mariia (31, l.) stammt aus der Ukraine und war für viele Menschen aus der Region ein wichtiger Ansprechpartner. Dresdens Arbeitsagentur-Chefin Gerlinde Hildebrand (61) zeigte sich mit der Resonanz sehr zufrieden.  © Montage: Holm Helis (2)

So mancher Chef setzte dabei übrigens auch auf Muttersprachler, die schon etwas länger im Land sind. Bei Infineon beispielsweise warb Mariia (31) um neue Mitarbeiter. Sie kam 2014 aus der Ukraine, ist beim Chiphersteller seit gut 18 Monaten im Personalwesen tätig und spricht fließend vier Sprachen.

Doch war das Augenmerk nicht nur auf fertige Fachkräfte gerichtet. Sylvia Stephan (45) vom Städtischen Klinikum berichtete, dass von Migrantenseite auch das Interesse an Ausbildungen, etwa im chronisch unterbesetzten Pflegeberuf, da sei.

"Gerade bei Ukrainern hat sich das für den Zugang zur Berufswelt so wichtige Sprachniveau im Vergleich zum letzten Jahr auch deutlich verbessert."

Kommentar: Ohne Scheu

TAG24-Politikredakteur Paul Hoffmann (30) kommentiert die Flüchtlings-Arbeitsmesse.
TAG24-Politikredakteur Paul Hoffmann (30) kommentiert die Flüchtlings-Arbeitsmesse.  © Eric Münch

Migranten sind stets faul und wollen nur von unserem Sozialstaat profitieren? Diejenigen, die so eine Meinung vertreten, hätten sich einmal auf der Interkulturellen Jobmesse im World Trade Center umschauen sollen.

Dort wären sie auf mehrere Hundert Menschen aus aller Herren Länder getroffen, die ihre Angst und Scheu abgelegt und sich hoch motiviert auf die Suche nach einem neuen Job begeben haben.

Große Trauben von Interessierten an den knapp 30 Ständen von Infineon, den DVB, der Stadtreinigung oder dem Städtischen Klinikum zeugten von einer beeindruckenden Resonanz für die Veranstaltung und bewiesen einmal mehr, dass Pauschalverurteilungen einfach Panne sind.

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Doch auch der Blick auf die andere Seite des Tisches war interessant. Nicht zuletzt durch den Fachkräftemangel getrieben, verstehen immer mehr Arbeitgeber, dass Migranten für ihre Unternehmen eine Bereicherung darstellen können.

Dass dafür ausreichende Deutschkenntnisse oder eine unproblematische Anerkennung von geeigneten Abschlüssen aus den Heimatländern erforderlich sind, ist selbsterklärend.

Hier müssen auch in Zukunft alle Stellen dranbleiben, damit Veranstaltungen wie die Messe im WTC kein schöner Schein bleiben.

Titelfoto: Holm Helis

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