Chip-Industrie will 100.000 Mitarbeiter haben, aber Mittelstand soll geschützt werden

Dresden - Sachsen hat angesichts von Großinvestitionen in die Halbleiterbranche einen riesigen Bedarf an Arbeitskräften. Der Mittelstand befürchtet deshalb einen Aderlass des von ihm ausgebildeten Personals. Auf einem Wirtschaftstreffen in Dresden versuchten Vertreter der Chip-Industrie und der Kammern gestern ein Agreement zu finden.

Eine Auszubildende von GlobalFoundries präsentiert einen 300-Millimeter-Wafer in der Dresdner Chipfabrik.
Eine Auszubildende von GlobalFoundries präsentiert einen 300-Millimeter-Wafer in der Dresdner Chipfabrik.  © dpa/Matthias Rietschel

Schon heute arbeiten im Silicon Saxony mehr als 80.000 Männer und Frauen. Entwicklungsprognosen gehen davon aus, dass Sachsens Mikroelektronik-Branche bis zum Jahr 2030 weit über 100.000 Arbeitskräfte benötigt.

Die Suche nach Fachleuten für die geplanten Chipwerke in Dresden soll nicht zulasten des Mittelstandes in der Region gehen. Darauf verständigten sich am gestrigen Montag die Spitzen von Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer mit Vertretern der expandierenden Tech-Unternehmen.

In einer Absichtserklärung wurde festgehalten, dass die Chiphersteller ihre betriebliche Ausbildung verstärken sollen.

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Ferner ist ein regelmäßiger Austausch und die Pflege von Partnerschaften zwischen Chipunternehmern, Kammern, Branchenverbänden, Mittelstand und Start-ups vorgesehen.

Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) sprach von einem "Fairness-Abkommen".

Silicon Saxony aus der Vogelperspektive: Der taiwanische Chiphersteller TSMC baut gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP eine neue Chipfabrik in Dresden. Der Standort ist neben dem ebenfalls neuen Standort von Bosch im Dresdner Norden.
Silicon Saxony aus der Vogelperspektive: Der taiwanische Chiphersteller TSMC baut gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP eine neue Chipfabrik in Dresden. Der Standort ist neben dem ebenfalls neuen Standort von Bosch im Dresdner Norden.  © imago/Sylvio Dittrich

Wirtschaftsminister Martin Dulig will Sachsen für Fachkräfte attraktiv machen

Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) bezeichnete die Fachkräfte-Absprache als "Fairness-Abkommen".
Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) bezeichnete die Fachkräfte-Absprache als "Fairness-Abkommen".  © Petra Hornig
Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) sieht Dresden als das Zentrum der Chipindustrie in Europa.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) sieht Dresden als das Zentrum der Chipindustrie in Europa.  © Norbert Neumann

Der beste Platz für Mikroelektronik in ganz Europa - das sei Dresden, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) auf dem Treffen.

Doch man brauche dafür Zuwanderung aus anderen Ländern - denn die Entwicklung dürfe nicht zulasten des Mittelstandes und des Handwerks gehen.

Dulig zufolge werden in den kommenden Jahren in Sachsen mehr als 30 Milliarden Euro investiert. "Unsere Aufgabe ist, dass diese großen Investitionen auch im Kleinen ankommen."

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Der Freistaat stehe weiter an der Seite der Halbleiterindustrie, um zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur - in Wohnungen, Kinderbetreuung und anderes - zu ermöglichen.

Man müsse attraktiv für Fachkräfte sein, so Dulig.

Titelfoto: Montage: IMAGO/Sylvio Dittrich, dpa/Matthias Rietschel

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