Überraschung auf Dresdner Wohnungsmarkt: Hier steht am meisten leer

Dresden - In der sächsischen Landeshauptstadt schießen seit Jahren Wohnhäuser wie Pilze aus dem Boden. Zu viel des Guten?

In der Inneren Altstadt schießen etliche Wohnhäuser aus der Erde. Doch viele Wohnungen sind noch nicht bezogen.
In der Inneren Altstadt schießen etliche Wohnhäuser aus der Erde. Doch viele Wohnungen sind noch nicht bezogen.  © Eric Münch

Erstmals verzeichnete Dresden 2018 einen Zuwachs beim Wohnungsleerstand um 0,2 auf durchschnittlich 6,4 % (19.350 Wohnungen). Dabei schneiden die Stadtteile sehr unterschiedlich ab.

Die Liste mit dem größten Leerstand führt überraschenderweise die Innere Altstadt mit 18 % an (siehe Tabelle 1). Dies begründet das Stadtplanungsamt mit den vielen Neubauten. Etliche Wohnungen seien noch nicht bezogen.

Auch in den Stadtteilen Wilsdruffer Vorstadt/Seevorstadt-West und Albertstadt sei das ursächlich. Dr. Axel Viehweger (66), Vorstand des Verbands Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG): "Die neuen Wohnungen sind einfach zu teuer. Das Klientel dafür ist nicht da oder hat sich in den letzten Jahren schon versorgt."

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Außerdem ginge der Trend hin zu großen Wohnungen. Neue Wohnungen seien aber eher kleiner aufgrund des hohen Quadratmeterpreises.

Platte bleibt beliebt

Dr. Axel Viehweger (65), Vorstand des Verbands Sächsischer Wohnungsgenossenschaften
Dr. Axel Viehweger (65), Vorstand des Verbands Sächsischer Wohnungsgenossenschaften  © Thomas Türpe

In den Stadtteilen Loschwitz/Wachwitz, Hosterwitz/Pillnitz und Briesnitz würden nach Stadtangaben die hohen Leerstände aus unsanierten Gebäuden bzw. Gebäuden an verkehrsreichen Straßen wie der Grundstraße resultieren.

Dagegen sehr begehrt sind Stadtviertel wie Johannstadt-Süd (siehe Tabelle 2), Südvorstadt-West oder Prohlis-Süd. Der Leerstand ist hier am geringsten. Wohl auch, weil in diesen Bezirken die Wohnungsgenossenschaften vorherrschen, ist sich Axel Viehweger sicher.

"Da gibt's sanierte Wohnungen unter 6 Euro den Quadratmeter." Außerdem würden die Verkehrsanbindung und Infrastruktur mit Schulen, Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten stimmen.

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Auch die Platte sei weiter beliebt. "Durch den Rückbau gibt es mehr Grün, Bäume und Spielplätze", erklärt Viehweger. "Außerdem habe fast jede Platte einen Balkon. "Der ist enorm wichtig für Mieter, oft sogar wichtiger als ein Aufzug."

Über 19.000 Wohnungen stehen in Dresden leer.
Über 19.000 Wohnungen stehen in Dresden leer.  © Eric Münch

Tabelle 1: Top 5 Leerstand am größten

  • 1. Innere Altstadt •18,4 %
  • 2. Loschwitz/Wachwitz •12,2 %
  • 3. Wilsdruffer Vorstadt/Seevorstadt-West •11,3 %
  • 4. Albertstadt •10,4 %
  • 5. Hosterwitz/Pillnitz •10 %

(Stand: 31.12.2018)

Tabelle 2: Top 5 Leerstand am geringsten

  • 1. Johannstadt-Süd •2,9 %
  • 2. Südvorstadt-West •3,2 %
  • Striesen-Süd •3,2 %
  • 4. Prohlis-Süd •3,4 %
  • 5. Räcknitz/Zschertnitz •3,7 %

(Stand: 31.12.2018)

TOP 5: Die häufigsten Gründe für Leerstand in Dresden

  • 1. Schlechter Bauzustand des Gebäudes/Wohnung
  • 2. Wohnung befindet sich in Sanierung
  • 3. Noch unbezogene Neubauten
  • 4. Wohnung liegt an verkehrsreicher Straße oder Kreuzung mit hoher Lärmbelastung
  • 5. Das Gebäude hat keinen Aufzug

So sieht's in Sachsen aus

Schick sieht das Appartement in der Residenz am Postplatz ja aus - aber ist es möglicherweise zu teuer für viele Dresdner?
Schick sieht das Appartement in der Residenz am Postplatz ja aus - aber ist es möglicherweise zu teuer für viele Dresdner?  © imago images/Sven Ellger

Auch sachsenweit gingen die Zahlen leicht nach oben. 2018 lag er im Schnitt bei 10,3 % (2017: 9,9 %). Im Vogtland, Erzgebirge, der Lausitz und im Leipziger Land verzeichnet der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Sachsen, zu dem ein Viertel des Wohnungsbestands zählt, sogar mehr als 20 % Leerstand.

"Es handelt sich um strukturschwache Regionen. Die Leute werden immer älter, sterben weg und es kommt nichts nach", erklärt Alexander Müller (44), Pressesprecher des VdW. Auch bei den Wohnungsgenossenschaften mit etwa 300.000 Wohnungen in Sachsen sind die Grenzregionen problematisch.

"Das Leben im ländlichen Raum muss lebenswert bleiben, dann bleiben auch die Leute", sagt Dr. Axel Viehweger. Er wünscht sich einen besser ausgebauten ÖPNV.

"Es macht einen Unterschied, ob ein Zug alle halbe Stunde oder nur jede Stunde zur Arbeit fährt."

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