S-Bahn oder Tram: Wer rollt bald ins Chip-Revier?
Dresden - Aufgrund des immensen Zuwachses in der Chip-Industrie rechnet der Dresdner Norden mit deutlich mehr Autoverkehr. Um eine Überlastung des Straßennetzes zu verhindern, fordert ein Bündnis verschiedener Initiativen die Verlängerung der S-Bahnlinie 2. Doch das Rathaus sieht das Vorhaben kritisch.
So lautet zumindest der Tenor eines Schreibens von Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (59, Grüne) in Vertretung von OB Dirk Hilbert (53, FDP).
Das zu erwartende Fahrgastaufkommen einer Verlängerung bis zum Airport-Park sei bloß halb so groß wie das einer geplanten Straßenbahnverlängerung der Linie 8.
Letztere endet bislang in Hellerau, soll perspektivisch bis nach Wilschdorf rollen. "Weiterhin würde eine S-Bahn hier im 'Kopfbahnhof' ohne weitere Durchbindung an das Bestandsnetz enden", rattert die Verwaltung ihre Bedenken herunter.
Und: Um in das aufstrebende Chip-Revier zu gelangen, müsste die verlängerte S-Bahn die A4 per Tunnel unterqueren. Hier drohe ein "sehr hoher Kosten- und Zeitaufwand".
Petition will umfassenden Verkehrsausbau
Auf 150 bis 300 Millionen Euro schätzen Befürworter die Gesamtkosten des ÖPNV-Ausbaus, welcher weit über das Einzelprojekt S2 hinausgehen würde.
"Die Stadt nimmt mit ihrem Schreiben ein Ergebnis vorweg", ärgert sich Clemens Kahrs (50) vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Er und seine Mitstreiter sammeln Unterschriften für eine Petition, die einen umfassenden Verkehrsausbau zum Ziel hat. Hierfür brauche es endlich klare Signale von der Landesregierung, sagte Kahrs.
Immerhin: Stadtverwaltung und VVO wollen Pendler zukünftig mit einer neuen S-Bahnlinie "S7plus" in den Norden bringen. Die soll zwar nicht zum Airport-Park fahren, dafür aber von Freital aus Teile des Dresdner Westens durchqueren, den Hauptbahnhof auslassen und über Klotzsche bis zum Endhalt in Königsbrück kommen.
Mit einer Umsetzung rechnet das Rathaus jedoch frühestens 2035.
Titelfoto: Montage: Ove Landgraf (2)