Chip-Riesen suchen in Sachsen Personal: Kleine Firmen sind beunruhigt

Dresden - Dresdens Chip-Industrie wächst rasant: 2030 werden fast 100.000 Fachkräfte in der Branche arbeiten. Doch wo sollen all die Elektriker, Ingenieure und Software-Entwickler herkommen? Womöglich aus den Betrieben des sächsischen Mittelstandes, fürchten Kritiker. Doch es gibt Alternativen zur Abwerbung.

Im Dresdner Norden baut die Chip-Industrie ihre Fabriken aus: Das bedeutet eine höhere Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.
Im Dresdner Norden baut die Chip-Industrie ihre Fabriken aus: Das bedeutet eine höhere Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.  © imago/Sylvio Dittrich

Für den 20. August ist laut Medienberichten der Spatenstich für die ESMC-Fabrik geplant. Die Stadt wollte das weder bestätigen noch kommentieren.

Doch auch die Verwaltungsspitze macht sich Gedanken darüber, wie der Fachkräftebedarf (alleine ESMC möchte bis zu 2000 Personen einstellen) gedeckt werden kann.

Obwohl die Fabrik erst 2027 fertig ist, schreibt das Gemeinschaftsunternehmen von TSMC, Bosch, Infineon und NXP erste Stellen aus. Ingenieur für Wasserversorgung oder "Head of HR" (Leiter Personalabteilung) lauten die Job-Titel, die sich mit wenigen Klicks im Netz finden.

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Personalsuche läuft auch über die Universitäten, etwa an der TU mit ihrer Kompetenz in den Bereichen Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).

Azubis sollen es richten

Fachkräfte und Ingenieure dürften zu den Gewinnern der Ansiedlungen gehören. (Symbolfoto)
Fachkräfte und Ingenieure dürften zu den Gewinnern der Ansiedlungen gehören. (Symbolfoto)  © 123RF/Iakov Filimonov
Staatskanzlei-Chef Conrad Clemens (41, CDU) prüfte am Donnerstag zusammen mit Mechatroniker-Azubi Wilhelm Sende (19) einen Erdungswiderstand.
Staatskanzlei-Chef Conrad Clemens (41, CDU) prüfte am Donnerstag zusammen mit Mechatroniker-Azubi Wilhelm Sende (19) einen Erdungswiderstand.  © Eric Münch
Bei GlobalFoundries gehen diese Woche 57 neue Azubis an den Start.
Bei GlobalFoundries gehen diese Woche 57 neue Azubis an den Start.  © Eric Münch

Die Stadt springt auf diesen Zug auf, veranstaltet bunte Events wie das "Festival der Elektronik", um den akademischen Nachwuchs an die Halbleiter-Buden heranzuführen. Der Ausbau des Berufsschulzentrums für Elektrotechnik (BSZET, 2400 Schüler) ist ebenfalls Teil der Strategie. Handwerkskammer-Geschäftsführer Andreas Brzezinski (54) sieht Chancen für die Region.

Gleichzeitig betont er: "Das Handwerk drängt auf Chancengleichheit bei der Förderung". Und: "Es darf keine Unterschiede zwischen Großansiedlungen der Industrie und der Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen geben".

Andrea Nickol vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) wirbt für einen Paradigmenwechsel im Schulwesen. "Wie funktioniert ein Kraftwerk oder eine Fabrik: Lehrer sollten ihren Schülern früh praktisches, anwendungsorientiertes Wissen vermitteln."

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Inspiration dafür liefert GlobalFoundries. Bei der US-Halbleiter-Schmiede beginnen diese Woche 57 junge Menschen ihre Ausbildung - insgesamt 140 Azubis bedeuten einen Rekordwert für den Standort Dresden. Das Unternehmen will die Zahlen in den kommenden Jahren deutlich steigern, investiert einen sechsstelligen Betrag in die Vergrößerung der Ausbildungswerkstatt.

Sachsens Staatskanzlei-Chef Conrad Clemens (41, CDU) ist begeistert: "Das zeigt, dass wir vorbereitet sind und gute Leute für den Standort Dresden bekommen werden".

Titelfoto: Bildmontage: imago/Sylvio Dittrich, Eric Münch

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