Bedarf an Wohnungen und Nahverkehr: Ist Dresden für den Wirtschafts-Boom gerüstet?
Dresden - Infineon schafft 1000 zusätzliche Arbeitsplätze, X-Fab möchte seine Chip-Produktion um zehn Prozent steigern: Die boomende Halbleiter-Industrie stellt Dresdens Infrastruktur vor große Herausforderungen.
Das betrifft auch den schon jetzt überhitzen Wohnungsmarkt. Wo sollen die zusätzlich benötigten Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland unterkommen?
Funktionäre der Dresdner Sozialdemokratie sehen das Rathaus unter Zugzwang.
"Jetzt muss die Stadtspitze den dringend benötigten Fachkräften den roten Teppich ausrollen. Gemeinsam mit dem Freistaat muss der Oberbürgermeister endlich die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Zuzug nach Dresden gelingt", fordert Albrecht Pallas (43, SPD), Landtagsabgeordneter aus Plauen.
Er fordert eine bedarfsgerechte Wohnungspolitik und bessere ÖPNV-Anbindungen, etwa die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 ins Gewerbegebiet Dresden-Rähnitz.
Auch Frank Bösenberg (45), Vorsitzender des Vereins "Silicon Saxony", mahnt zur besonnenen Vorausschau: "Die Planungen sollten nicht nur heutige, sondern auch kommende Bedarfe berücksichtigen."
Deshalb gibt es keine englischen Durchsagen bei den DVB
Den Ausbau der Linie 8 hält DVB-Sprecher Falk Lösch (57) kurzfristig für keine Option. "Unsere Verkehrsplaner stehen im Austausch mit der Verwaltung", erklärt er und verweist auf die neue Buslinie 78. Die würde alle größeren Firmen im Dresdner Norden bereits abdecken.
Die Verkehrsbetriebe sieht er für eine wachsende Zahl von ausländischen Arbeitnehmern in Dresden gut aufgestellt.
Die Ticket-Automaten und der Internet-Auftritt der DVB sind bereits mehrsprachig. Mit allen großen Chip-Herstellern gibt es Vereinbarungen für das Jobticket.
Eine flächendeckende Durchsage der Haltestellen sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch in den Fahrzeugen lehnt er aus praktischen Gründen ab: "Die Namen der Haltepunkte ändern sich ja nicht. Zu viele Durchsagen in den Fahrzeugen würden unsere Fahrgäste nerven."
Titelfoto: Montage: dpa/Robert Michael, PR/Infineon Dresden, Thomas Türpe